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„Waffenstillstandsverhandlungen sind immer denkbar, die Frage ist nur, mit welcher Aussicht auf Erfolg und unter welchen Bedingungen“, sagt der Politikwissenschaftler Herfried Münkler mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Die „defensiven Ziele“ der Ukraine seien gewissermaßen die Wiederherstellung der Grenzen „entweder vor 2014 oder vor dem 24. Februar 22“, so Münkler, während die Vorstellung der russischen Führung laute, „die Ukraine muss verschwinden“. Und zwar nicht, weil sie mögliches Aufmarschgebiet der NATO wäre, das sei „Unfug“, sondern, „weil es ein alternatives Russland sein könnte, mit höherem Wohlstand und obendrein auch noch Wahlen, die als Wahlen einigermaßen funktionieren und einer sich doch allmählich gegen die Korruption durchsetzenden Rechtsstaatlichkeit.“ Was man im Kreml fürchte, sei ein Maidan auf dem Roten Platz, analysiert Münkler.
In der Sendung „phoenix persönlich“ spricht Alexander Kähler mit dem Politikwissenschaftler Herfried Münkler über die Chance auf Verhandlungen im russischen Krieg gegen die Ukraine, die Gefährdung der Demokratie und über ein Missverständnis des Begriffs Pazifismus.
„Pazifismus ist zunächst einmal eine persönliche Entscheidung, die ich nur für mich und ausschließlich für mich treffen kann: Die Folgen von Gewalt zu ertragen und sie nicht mit Gegengewalt zu beantworten“, so Münkler. „Ich kann einem anderen nicht vorschreiben, dass er sich nicht wehrt, wenn er angegriffen wird, nur weil ich mich nicht wehren will.“
Man müsse also zwischen „Angriffskrieg“ und „Verteidigungskrieg“ unterscheiden. Und in diesem Fall sei es keine Frage, dass Russland der Angreifer sei und die Ukraine sich verteidigen würde. Von daher sei es „zynisch“ zu glauben, man müsse den Ukrainern die „Waffen aus der Hand nehmen, um sie wehrlos zu machen“ und damit einem „Angreifer auszuliefern, bei dem man nicht sicher sein kann, dass er Wehrlosigkeit nicht zu neuen Gewaltexzessen nutzt. Butscha und andere Orte sind ja dafür ein Symbol.“