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In diesem Video sollen die beiden kleinen Glocken der evangelischen Kirche in Waldniel, östlich von Mönchengladbach in Nordrhein Westphalen genauer vorgestellt werden.
Bereits 1574 wird erstmals eine evangelische Kirchengemeinde im katholischen Waldniel erwähnt. Ab 1611 kann erstmals ein „Predigthaus“ nachgewiesen werden, welches jedoch schon zwei Jahre später durch einen Herrschaftswechsel des Herzogtums Jülich bedroht wird. Hilfe vor der Gegenreformation findet man schließlich im lutherischen Haus Ketzgen, heute Haus Clee. Dieses Adelsanwesen befand sich damals am Ortsrand und ist heute ein Kinderdorf. Nachdem dieser Konflikt beigelegt ist, strengt sich die Gemeinde ab 1655 dann an, eine eigene Kirche zu erbauen. Um 1667 dann wird mit dem Bau der Kirche, nicht größer als ein Wohnhaus am Ortsrand, unweit der katholischen Kirche begonnen. Ende 1668 kann dann eine Kirche mit einem darüberliegenden Wohnraum für den Pfarrer fertiggestellt werden. Bis die Gemeinde jedoch das offizielle Recht zur Ausübung erhielt, sollte es trotzdem noch einmal vier Jahre dauern.
Im Jahre 1707 wird dann der heutige Dachreiter auf dem First der kleinen Kirche erbaut und mit einer Glocke ausgestattet. In den folgenden Jahren sollten noch einige Umbaumaßnamen erfolgen. So z.B. eine Orgelempore und die großen, zur Straße gerichteten, Rundbogenfenster. Nun finden sich erst wieder Hinweise in der Nachkriegszeit. Innerhalb von nicht einmal 25 Jahren gewinnt die Gemeinde das Achtfache ihrer ursprünglichen Gemeindemitglieder Anzahl hinzu! An Anfang der 80er Jahre wird dann das Gelände der Gemeinde um ein Vielfaches vergrößert. Ein Jugendzentrum, ein Laden und Gemeinderäume werden angebaut, der Kirchenraum vergrößert. Erst im 21. Jahrhundert, genauer gesagt 2007 bekommt der Dachreiter wieder eine zweite Glocke, nachdem mehrere Vorgängerinnen zerstört wurden.
Die Geschichte der Glocken lässt sich bis auf die Anfänge, 1705 zurückdeuten. Noch heute läutet die kleine Glocke, 1705 gegossen von Claes Noorden und Jan Albert de Grave in Amsterdam, dürfte eine von noch sehr wenigen erhaltenen Glocken der Lehrlinge von Francois und Peter Hemony sein, welche unteranderem auch drei Glocken für die Kathedrale zu Antwerpen gossen. Wohl wird es später auch eine zweite Glocke geben haben, da sich die katholische Gemeinde als zwei ihrer drei Glocken sprangen sich darüber beschwerte, die evangelische Gemeinde habe ein vielstimmigeres Geläute. Diese zweite Glocke, gegossen 1723 von einem unbekannten Gießer wurde im ersten Weltkrieg enteignet und kam nie wieder zurück. Als Ersatz dafür goss 1933 nachdem ein Nationalsozialistische Pfarrer die Gemeindeleitung inne hatte die Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock eine Glocke welche als Verzierung ein großes Hakenkreuz zeigte. Sie war auf den Ton GIS gestimmt und wog 68 kg. Nur wenige Jahre später fiel sie ihrer eigenen Ideologie zum Opfer und wurde wieder für „Rüstungszwecke“ eingeschmolzen.
Erst nach der Jahrtausendwende begehrte dann wieder der Wunsch auf, eine zweite Glocke zu besitzen. 2007 konnte dieser Wunsch mit einer neuen Glocke der Glockengießerei Rincker aus dem Hessischen Sinn verwirklicht werden. Sie erklingt, wie ihre Vorgängerin, ebenfalls im Nominal des zweigestrichenen gis. Im Zuge des Hinzugusses wurde auch die alte Glocke wieder an ein gerades Holzjoch gehängt. Die Spuren der alten Aufhängung lassen sich noch heute in der Kronenplatte in Form von Fingerdicken Löchern wiederfinden.
Die Glocken:
Glocke 1: neue Glocke
Ton: gis‘‘-6
Gussjahr: 2007
Gießer: Glocken- & Kunstgießerei Rincker, Sinn
Gewicht: ca. 64 kg
Durchmesser: 47 cm
Inschrift: Fries - „Rincker me fecit synde / hassia A. D. 2007 +“
Schlagring - „Christus spricht: Den Frieden lasse ich euch - meinen Frieden gebe ich euch + “ Johannes 14, 27.
Glocke 2: alte Glocke
Ton: h‘‘-3
Gussjahr: 1705
Gießer: Claes Noorden und Jan Albert de Grave, Amsterdam
Gewicht: ca. 58 kg
Durchmesser:
Inschrift: Fries - „Claes Noorden et Jan Albert de Grave me fecerunt Amstelodami A° 1705“
Motiv: Mollterz (Duett)
Aufnahme: 06.08.2022 (Sonderläuten)
Hiermit möchte ich mich rechtherzlich bei Pfarrer Thummes für die Genehmigung des Sonderläutens, bei Frau Grosse-Holz für die Hilfe bei der Durchführung der Aufnahmen und die Zeit und Geduld, sowie bei Christian für das Organisieren und das schöne in Gangsetzen der Glocken bedanken!
Quellen: Flyer Kirchengemeinde
Orgel: N.K. (Aus den Dörfern, aus den Städten GL Aachen Nr. 816)
Bilder, Videos & Tonaufnahmen: N.K.