SELMA MEERBAUM-EISINGER - VIER GEDICHTE

Vier Dichtungen von Selma Meerbaum-Eisinger /
Rezitation: Iris Berben /
MÜDES LIED
Ich möchte schlafen, denn ich bin so müd,
und so müd und wund ist mein Glück.
Ich bin so allein - selbst mein liebstes Lied
ist fort und will nicht mehr zurück.
Schlaf ich einmal, so träume ich auch,
und Träume sind so wunderschön.
Sie zaubern einen lächelnden Hauch
auch übers schwerste Geschehn.
Träume tragen vergessen mit sich
und schillernden bunten Tand.
Wer weiß es - vielleicht auch bannen sie mich
für ewig in ihr Land.
23.12.1941
TRÄUME
Es sind meine Nächte
durchflochten von Träumen,
die süß sind wie junger Wein.
Ich träume, es fallen die Blüten von Bäumen
und hüllen und decken mich ein.
Und alle diese Blüten,
sie werden zu Küssen,
die heiß sind wie roter Wein
und traurig wie Falter, die wissen: sie müssen
verlöschen im sterbenden Schein.
Es sind meine Nächte
durchflochten von Träumen,
die schwer sind wie müder Sand.
Ich träume, es fallen von sterbenden Bäumen
die Blätter in meine Hand.
Und alle diese Blätter,
sie werden zu Händen,
die zärteln wie rollender Sand
und müd sind wie Falter, die wissen: sie enden
noch eh' sie ein Sonnenstrahl fand.
Es sind meine Nächte
durchflochten von Träumen,
die blau sind wie Sehnsuchtsweh.
Ich träume, es fallen von allen Bäumen
Flocken von klingendem Schnee.
Und all diese Flocken
sie werden zu Tränen.
Ich weinte sie heiß und wirr -
begreif meine Träume, Geliebter, sie sehnen
sich alle nur ewig nach dir.
23.12.1941
Spürst du es nicht, wenn ich um dich weine,
bist du wirklich so weit?
Und bist mir doch das Schönste, das Eine,
um das ich sie trage, die Einsamkeit.
TRAGIK
Das ist das Schwerste: sich verschenken
und wissen, dass man überflüssig ist,
sich ganz zu geben und zu denken,
dass man wie Rauch ins Nichts verfließt.
(Darunter mit rotem Bleistift:)
"Ich habe keine Zeit gehabt zu Ende zu schreiben ... „
8.11.1941
Siehe auch hier: de.wikipedia.o...
www.selma.tv/de...

[@ingeborgbieberstein7156]

Je älter ich werde, umso unvorstellbarer und unerträglicher das von Menschen gemachte Grauen ! Was haben diese den Anderen angetan und tun es weiterhin ! Ich habe eine so riesengrosse, schon lebenslange Trauer und eine unendliche Wut ! Liebe Grüsse und Dank !

[@corneliamueller1041]

Ja, doch lohnt es doch so sehr, dem (Grauen) mit liebevollen und stärkenden Gedanken zu begegnen... der menschliche Geist ist so unendlich mächtig, die traurigen Umstände zu wandeln. Liebe Grüße ❣️

[@ingeborgbieberstein7156]

@@corneliamueller1041 Liebe Grüsse !

[@ingeborgbieberstein7156]

@Pussel Dieter Ich danke Ihnen sehr und wünsche Ihnen alles Gute ! :-))

[@corneliamueller1041]

Wie traurig ist es, wenn eine Frau überhaupt nicht weiß, wie sie aus den Träumen in die Erfüllung kommt... diese Lyrik ist berührend, Mitgefühl anrührend - jede Frau wird diese Momente aus ihrem Leben kennen. Sehr anmutig rezitiert, liebevoll mit Musik unterlegt. Dankeschön.

[@LYRIK_literaturforum]

Merci ..

[@marionw2576]

Das ist so berührend und ich darf erkennen, dass auch in mir eine Selma ist, in jedem Menschen. Was wären wir ohne die Träume? Das Unterbewusste dringt in jenen Traumbildern in das Bewusstsein hinein, welche uns erinnern lassen, uns auf- rütteln, unsere Sehnsucht offenbaren. Selmas Lyrik berührt mich sehr, sowie ihr Schicksal. Wie fühlt sich ein Mensch, der entwurzelt der Heimat nur noch seine Sprache als Heimat hat? Wie schön, dass ihre Gedichte nicht verloren gingen. 😀🙏🏻

[@LYRIK_literaturforum]

Vielen Dank, liebe Marion ..

[@marionw2576]

LYRIK & MUSIK (nonprofit channel) 👋😀

[@corneliamueller1041]

So schön geschrieben, liebe Marion - und ja, die Träume... aber wir haben doch auch das Bewusstsein, den Träumen nicht hilflos und machtlos gegenüber zu stehen, sondern sie in erfülltes Leben zu wandeln. Das unterscheidet uns von den Gedichten aus der Zeit und aus dem Herzen der Selma ... 💓

[@marionw2576]

Cornelia Mueller Das ist wohl wahr, liebe Cornelia. Aber Selma war „Jüdin“ und das zu einer Zeit, wo es einem Todes- urteil gleichkam. Ohne vielleicht das gesamte grausame Bild der Menschenverachtung einer sich überlegen fühlenden „Elite“ über- blicken zu können, spürte Selma mit ihrer sensiblen Jugendseele, dass sich etwas Unheilvolles zu einem kalten, bösen Machwerk, zu einer Vernichtungsmaschinerie über sie und ihrem familiären Umfeld belastend legt. Sie spürte, ja „wusste“ es, dass sie es nicht schaffen wird, diesem Monstrum zu entkommen. Daher haben ihre Gedichte diesen Moll - Grundton und die Leichtigkeit eines normalen Jugendlebens konnte sie einfach nicht erfahren - nicht zu jener Zeit, nicht an jenem Ort. Letzt- lich starb sie an einer Krankheit im Arbeitslager. Für uns sind das die so wichtigen Zeugnisse, die nicht geleugnet werden können, die uns Mahnung und Verpflichtung sind, dass nie wieder junge Menschen auf so widerliche Art ihrer Zukunft be- raubt werden. Ich grüße dich ♥️lich.

[@corneliamueller1041]

@@marionw2576 ... ja, das ist richtig - und (auch) aus dem Grunde geben wir ja alles, um unser Bewusstsein für eine heilere Welt zu transformieren und zu wandeln. Liebe Grüße auch für Dich ❤️

[@marionwieselhuber2729]

Welch wunderschoene Zeilen, die tief beruehren..danke, denn ich kannte sie ( Selma) nicht..gut, daß es diese Traeume gibt, in die man entfliehen und sich manchesmal aufgehoben fuehlen kann..dieser letzte Satz, daß sie nicht zuende schreiben konnte, erschuettert besonders in dem Wissen, daß sie nicht zuende leben konnte..😪

[@angeandres]

So schön und traurig. Eine Erinnerung an meine Vorfahren. ❤️ Dankeschön für die wunderbare Rezitation und auch Begleitung. das rührt das Herz

[@LYRIK_literaturforum]

Danke für das Lob!

[@NoreaNebula]

Das ist so wunderschön, dass es schmerzt. Ich lese gerade ihr Gedichtband. So eine schöne Seele hattest du, Selma.

[@LYRIK_literaturforum]

Besten Dank für die freundliche Anmerkung.

[@hanni6225]

So tief berührt haben mich diese WORTE 💓 Lieben Dank !

[@bettinabeckroge2808]

Mitten ins Herz, in einer tiefen Nacht. 😥 Ein Liebeslied (Else Lasker Schüler) Komm zu mir in der Nacht- wir schlafen engverschlungen. Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam. Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen, als noch mein Traum mit sich und mir gerungen. Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen und färben sich mit deiner Augen Immortellen... Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt. Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen. Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen im hohen Rohre hinter dieser Welt.

[@jharkink71]

ongelooflijk mooi

[@LYRIK_literaturforum]

bedankt ..

[@bettinabeckroge2808]

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