Walden - Henry David Thoreau | Die Ideologie eines überheblichen Mannes 🌲

[@oldskool.official]

"Das Buch ist keine Werbung für ihn als Person oder seinen Intellekt". Mhm. Das sehe ich genauso. Allerdings im Bezug auf deine überhebliche Rezension.

[@fizoblong9506]

3:50 ff zeigt, daß Du das Buch nicht gründlich gelesen hast. Er lebte nicht "vegan" sondern angelte z.B. regelmäßig um die Fische zu essen. Er lebte auch nicht isoliert sondern bekam häufig Besuch, arbeitete oft im Dorf und wurde dort eingeladen und bewirtet.

[@Bookmarked_Sarah]

Kannst du mir das Kapitel nennen in dem er das beschreibt? Vielleicht habe ich eine gekürzte Fassung, aber in dem hier rezensierten Buch hat Walden weder beschrieben, dass er häufig Besuch bekam, noch, dass er Fische aß. Mittlerweile ist natürlich bekannt, dass er Besuch bekam, bekocht wurde usw. und genau deshalb erscheint sein Buch/Bericht unehrlich, weil er diese Aspekte offenbar bewusst weggelassen hat um einen anderen Eindruck seiner "Isolation" zu vermitteln. Das ist was ich kritisiere.

[@rukawaditel]

Manche leben von den Meinungen über Menschen, die ihrerseits etwas getan haben.

[@maraphaen]

Hi, vermutlich hast du eine Ausgabe oder Übersetzung von Walden gelesen, die das Buch nicht allumfassend schildert. Wenn du bspw. berichtest, dass du davon ausgingst, er sei Veganer gewesen und es wäre im Buch nichts über das Fischen o.Ä. berichtet worden, kann die von dir gelesene Ausgabe nicht allumfassend gewesen sein. Ich habe mich durch ein Seminar im Studium intensiv mit Thoreau beschäftigt und die Ausgabe vom Kopp Verlag, übersetzt von Wilhelm Nobbe gelesen und versichere dir, dass viele deiner sehr negativ behafteten Ansichten über Thoreau sich vermutlich geändert (oder zumindest gemildert) hätten, wenn du eine umfangreichere, wahrheitsgemäßere Version gelesen hättest. Thoreau war natürlich eine umstrittene Person, keine Frage, doch Ziel seines Experiments war nie ein Aussteiger-Dasein, und auch nie die Autarkie. Ihm ging es um eine aktive Zivilisationskritik und ein Beobachten und Lernen (von) der Natur, gegen das wachsende Konsumbedürfnis und gegen die Vertreibung der Ureinwohner Amerikas. Er übte intensiv Kritik an der Überflussgesellschaft, sprach sich zeitlebens gegen die Sklaverei und gegen den Krieg aus und lebte das Gegenteil aus; ein unmodernes Leben mit den einfachen, doch faszinierenden Dingen, die ihn umgaben. Ja klar, er war definitiv ein privilegierter Mensch und auch nicht frei von Widersprüchlichkeiten. Aber es wäre dennoch schlichtweg falsch ihn nur als überheblich und uninteressant zu betiteln; er als Person und seine unzähligen Schriften haben nicht umsonst solche Kreise gezogen.

[@Bookmarked_Sarah]

Die Übersetzung dieser Ausgabe ist von Fritz Güttinger und über ihre Qualität kann ich keine Einschätzung abgeben. Es wäre interessant, wenn sich jemand meldet, der diese und andere Übersetzungen gelesen und mit dem Original verglichen hätte. Mit der hier beschriebenen Haltung zur Natur und einem einfachen Leben habe ich überhaupt kein Problem. Es ist von ein paar Aspekten einmal abgesehen ein sehr schönes Ideal und durchaus erstrebenswert. Es ist lediglich die Art wie er sich und seine Lebensweise mit der der anderen vergleicht, die ich als ausgesprochen überheblich empfinde (Eventuell verstärkt durch die Übersetzung). Zumal er mit der eigenen Ambivalenz zwischen idealem und realem Selbst nicht offen und selbstkritisch umgeht, während er bei anderen mit seinem Urteil schnell und erbarmungslos ist. Das ist der Eindruck, der zu meiner harschen Rezension/Meinung geführt hat. (Ich bekomme immer noch Kommentare dazu, deswegen fiel mir auch auf, dass ich diesen noch nicht beantwortet habe)

[@DSCHOULE96]

Danke für deine Rückmeldung! :) Ich vermute fast, es lag zu einem großen Teil an der Übersetzung. In der Ausgabe die ich von „Walden“ laß, wirkte Thoreau weitaus reflektierter - nicht widerspruchslos - doch eher darauf bedacht, sich selbst nicht maßgeblich über andere Menschen zu stellen, sondern eher die gesellschaftlichen Konventionen zu bemängeln. Es ging ihm um ein radikal einfaches und minimalistisches Leben, und dem blieb er im Laufe dieses zwei-Jahres-Experiments durchaus treu. Er schilderte auch bewusst, dass ihm klar sei, dass er privilegiert war, sich dieses Leben auszusuchen und es nur dieser strikte Verzicht (etwa auf Genussmittel aller Art) ist, der ihm diese sparsame Lebensweise ermöglicht - und das wiederum ein Aspekt ist, den die meisten seiner Mitmenschen nicht bereit sind, aufzugeben. Spannend, dass dieses Buch in so verschiedene Richtungen geht! Bedauerlich, dass eine so reduzierte Auflage davon so populär ist, denn darin geht wirklich vieles verloren bzw wird missverstanden über diesen damals jungen, merkwürdigen Mann. Falls einige deiner ZuschauerInnen sich überlegen, eine deutsche Übersetzung Waldens zu lesen, würde ich auf jeden Fall die des Kopp Verlages empfehlen :)!

[@rukawaditel]

Vielleicht findest Du bei Ralph Waldo Emerson etwas. Er war der beste Freund Thoreaus.

[@waltermarschalek4105]

Danke Sarah, dass du dieses Buch durch deine Rezension wieder in mein Blickfeld geschoben hast, es ist seit über 20 Jahren auf meinem SuB, es wird Zeit für eine Befreiungsaktion. Da ich jetzt tatsächlich länger nicht mehr auf deinem Kanal war, darf ich meine fortgesetzte Bewunderung zum Ausdruck bringen: Einzelrezensionen sind - aus meiner Sicht als Booktube-Abonnent - eine Spezialdisziplin und darin bist du wirklich außergewöhnlich gut! Da du - man weiß es - aber sehr schnell sprichst, muss man beim Zuhören dranbleiben. Chapeau!! Nach dem Lesen der anderen Beiträge sah ich, dass er schon genannt wurde: Ralph Waldo Emerson dürfte Thoreau näher gekannt haben. Vielleicht gibt's auch von ihm etwas ÜBER Thoreau??

[@Bookmarked_Sarah]

Vielen Dank für die lieben Worte und schön mal wieder von dir zu lesen! 🤗😊 Ja, den guten Hr. Emerson werde ich dahingehend mal zu Rate ziehen 👍

[@Fuckyutu2]

Hervorragend beobachtet, sehr gute Rezension! :) Was noch nachzutragen wäre: Thoreau absolvierte sein Experiment auf dem Grundstück eines Freundes, das zudem zu jener Zeit nicht einmal besonders weit von der Zivilisation entfernt lag. Thoreaus Freunde und Verwandte besuchten ihn regelmäßig, sorgten für Nahrung, frische Wäsche und andere Dinge. "Walden" selbst ist eine Art Stammvater heutiger (schlechter) Life-Coaching und Selbstoptimierungsliteratur. Ähnliche Texte hatte es zuvor vor allem in der Antike gegeben, doch entsprachen diese im 19. Jahrhundert (und auch später) nicht mehr dem allgemeinen Zeitgeschmack, von der Lesbarkeit oft ganz zu schweigen. Und Du sagst es selbst: Thoreau war ein Romantiker ohne wirklich reflektierte Grundierung in der Realität. Er versuchte, die Welt in seine Vorstellungen zu pressen, statt seine Vorstellungen den eigenen Beobachtungen anzupassen. Das unterschied ihn von echten Philosophen und stellt ihn in die Nähe zahlreicher anderer selbsternannter Weltweiser und Gurus. In vielen der von ihm besprochenen Bereiche fehlte ihm offensichtlich nicht nur weiterführende Bildung, sondern generell ließ er das Bewusstsein über die schiere Möglichkeit solcher Wissenlücken vermissen. Dass er sehr von sich überzeugt war, passt dabei absolut ins Bild. Heute würde sich Thoreau mit einem "Dr." schmücken, hätte ein kostenpflichtiges Online-Coachingprogramm und würde Bücher bei G+U rausbringen ;)

[@xTheSkinnyLove]

Sehr schöner Kommentar. Musste schmunzeln. 👀

[@Bookmarked_Sarah]

Der Schluss deines Kommentars hat mich richtig schmunzeln lassen. Der Vergleich ist herrlich! 😂 Ich danke dir außerdem für die weiteren Ausführungen zu Thoreaus Experiment in der „Wildnis“ 😅 Das lässt die Existenz dieses Buches und seinen, bis in die heutige Zeit reichenden, Einfluss in einem ganz anderen Licht erscheinen.

[@carolin5333]

Respekt, dass Du es zu Ende gelesen hast. Ich habe dann doch nach der Hälfte abgebrochen. Deiner Rezension kann ich nur zustimmen!

[@Bookmarked_Sarah]

Kann ich gut verstehen und du hast wirklich nichts verpasst 😅

[@marckemper4902]

Walden hab ich tatsächlich als jugendlicher Möchtegernphilosoph auch mal gelesen, weil es überall hieß, dass das so meditativ wäre. Aber letztendlich war das für mich persönlich sehr "old man yells at cloud"-mäßig. Vielleicht sehe ich das als Erwachsener etwas differenzierter, aber das war tatsächlich das einzige, was mir da hängen geblieben ist. :)

[@Bookmarked_Sarah]

Ne, viel mehr ist da auch nicht 🤷🏻‍♀️😅

[@Literaturlaerm]

Das war tatsächlich genau meine Befürchtung. Ich habe das Buch ja auch noch nicht gelesen, aber als naturliebende, kapitalismuskritische Person dachte ich mir immer, man müsse das irgendwann mal angehen. Dann hörte ich allerdings auch an anderen Stellen immer mehr Kritik und bin inzwischen der Meinung, dass mir hier tatsächlich der Wiki-Artikel reichen wird. ^^' Ich will seine Kernaussagen gar nicht schlechtmachen, würde mich dann aber doch an moderne Bücher zu den Themen Konsum, Nachhaltigkeit, Selbstversorgung usw. halten.

[@Bookmarked_Sarah]

Ja, eine Analyse zu „Walden“ mit Kontext zu Thoreaus Leben und Umfeld könnte noch recht interessant sein, aber das Werk an sich ist echt keine gute Werbung für seine Überzeugungen 😅

[@VERStand]

Ich glaube, durch "Der Club der toten Dichter" hatte ich so einige englischsprachige Dichter lange Zeit auf meiner Leseliste, aber bei bestimmten Autoren (darunter Thoreau) ist das Interesse eigentlich nie wirklich entflammt. Dahingegen war die (im Film angesprochene und zitierte) Naturlyrik Robert Frosts oder der leicht ;) pathetische Sound von Walt Whitman so viel zugänglicher und frei von ideologischer Zivilisationskritik. Chapeau, dass du das Buch durchgehalten hast, mir wäre es tatsächlich nichts. /:

[@Bookmarked_Sarah]

Ja, da hast du nichts verpasst. Stimmt, über Frost und Whitman stolpert man in vielen Büchern jener Zeit und die zitierten Verse gefielen mir in der Regel sehr gut, aber das muss ich auch nicht zwingend selbst lesen.

[@andreasköhler-g2u]

Ein Hinweis, Thoerau war Synästesist. Da ich auch Synie bin kann ich Thoeraus Erleben und Schreiben gut nachvollziehen. Anke

[@Bookmarked_Sarah]

Oh das ist spannend. Das wusste ich nicht über ihn. Inwiefern deutet sein Schreiben denn darauf hin?

[@Susenlives]

Das Buch ist, glaube ich, damals durch die Serie "Men in Trees" bei mir gelandet und versauert seit 10 Jahren auf meinem SuB 🤣

[@Bookmarked_Sarah]

Ich vermute, dass du nach dem Video nicht unbedingt Lust hast das zu ändern oder? 😅

[@Susenlives]

@@Bookmarked_Sarah nein, du hast mich da so gar nicht scharf drauf gemacht ;D

[@lindaeugenia]

Walden hat mich irgendwie nie so richtig interessiert. Ich habe Henry Bestons das Haus am Rand der Welt gelesen, da geht es mehr um die Naturbeschreibungen im laufe eines Jahres, ist aber auch 70 Jahre nach Walden erschienen. Hast du Findungen von Maria Popova gelesen? Da wird Thoreau immer mal wieder am Rande erwähnt, da eine der Hauptfiguren u. a. Margaret Fuller ist, die auch zu den Transzendentalisten gehört hat. Das Buch kann ich sehr empfehlen, es geht vor allem um Frauen im 19. Jahrhundert und endet mit Rachel Carson.

[@Bookmarked_Sarah]

„Findungen“ klingt sehr interessant in dem Kontext. Das bringt sicher nochmal eine ganz andere Perspektive. Danke für die tolle Empfehlung! ☺️

[@Naraya1981]

Die Ausgabe selbst ist wunderschön, aber was ich von Thoreau halten soll, das wusste ich spätestens, als ich gelesen habe, dass er während dieser Jahre im Wald regelmäßig von seiner Mutter mit Essen versorgt wurde.^^

[@Bookmarked_Sarah]

Omg, ernsthaft?? 😂😂 Das macht es wirklich noch lächerlicher 😅

[@Susenlives]

😅🤣😂 also ein Mittersöhnchen, das vermutlich von niemandem gemocht wurde und ein paar nette antikapitalistische Gedanken hat

[@Naraya1981]

@@Bookmarked_Sarah Ja, absolut - darauf war ich gestoßen, als ich für meine Rezension die Hintergründe recherchiert hatte. Die Hütte war ja auch nicht in der Wildnis, sondern stand auf dem Land seines Freundes Ralph Waldo Emerson und war ca. 200 Meter von der Hauptstraße entfernt. Aber sind wir mal ehrlich: Letztendlich können wir als Frauen, diesen hochintellektuellen Mann einfach nicht erfassen.^^

[@Naraya1981]

@@Susenlives Ja, so kann man es sagen. Und er hat übrigens nach der Rückkehr aus dem Wald die Bleistiftfabrik seines Vaters übernommen. So viel zum Antikapitalismus....

[@Susenlives]

@@Naraya1981 Tod den Bleistiften! Nee, es stimmt schon. Man kann sich über solche Sachen ganz super Gedanken machen, wenn nicht die ganze Familie 16h am Tag arbeiten geht. Das ist an Überheblichkeit kaum zu übertreffen

[@astroeva]

PS Biografie Reiner Feldhoff Vom Glück des Ungehorsams

[@astroeva]

Von Thoreau habe ich ausgewählte Texte gelesen. Goldmann TB Reihe Walden wollte ich immer mal lesen. Ich bin auf seiner Seite wenn man den Tenor nimmt Man sollte nach guter Literatur suchen und lieber damit seine Lesezeit verbringen... anstatt irgendwelche Heftchen, SuperIllus zu schmökern. 😃 LG Eva📚

[@Bookmarked_Sarah]

Wenn seine Argumentation etwas wie „Triviale Literatur dient nicht der Weiterbildung sondern der Unterhaltung und jeder muss selbst entscheiden wie er/sie die begrenzte Lebenszeit nutzt…“ wäre, würde ich auch zustimmen, aber er behauptet man würde dumm und krank, wenn man zur reinen Unterhaltung liest und letztlich müsse man die großen Griechen im Original lesen und studieren, alles andere wäre nicht lesen… Der Korridor des wahrhaftigen Lesens ist bei Thoreau also sehr schmal und kurz 😅 Von Aufgeschlossenheit oder Neugierde in Bezug auf den Wandel innerhalb der Literatur keine Spur, und da gehe ich nicht mit.

[@astroeva]

@@Bookmarked_Sarah Das verstehe ich, es ist schon lange her, dass ich die Texte las.

[@and_so.i_am]

Danke für die Rezension, jetzt weiß ich wenigstens, dass ich es nicht lesen muss 😅

[@Bookmarked_Sarah]

Gern geschehen! 😁

[@rainerjuranek2946]

Zutreffend

[@wasserklaenge3667]

Eine wirklich schöne Ausgabe! Aber es würde mich wohl intellektuell überfordern. 😁😂😇

[@Bookmarked_Sarah]

Vermutlich, insbesondere als Frau 😂😁😉

[@janoaleksandriano4425]

Daß Du von diesem Buch intellektuell überfordert bist, hast Du ja nun ausführlich dargelegt ... vielleicht solltest Du in Zukunft nur noch die mittelmäßige Literatur rezensieren, die Du auch verstehen kannst!

[@Bookmarked_Sarah]

Danke für den Lacher! Hat mir den Tag versüßt 😂

[@bucherrabemittendrin9344]

Ich sehe hier kein Gegenargument, nur persönliche Beleidigung. A propos intellektuell - magst du uns deine *Argumente* nennen, warum es dich so stört, dass das Buch Sarah nicht gefallen hat? Natürlich kannst du auch auf dem Niveau der persönlichen Beleidigung bleiben, nur untergräbst du damit deine eigene Glaubwürdigkeit.

[@viva_la_ako]

Wie boshaft du bist, ihr das anzuraten. Möchtest du etwa, dass sie trübsichtig wird und ihr Blutkreislauf ins Stocken gerät? 😄 @Bookmarked Danke für die bereichernde Rezension.

[@hjouston]

Dieser Kommentar ist so armselig...

[@waltermarschalek4105]

@Jano: In der Regel verteile ich Unmengen von 'Likes'. Ich habe aber kein Problem damit, auch mal eine Ausnahme zu machen. Dein Kommentar lässt erahnen, dass du ihn nicht mit Augenzwinkern geschrieben hast, sondern dass er plump und verletzend daherkommt! Mein 'Dislike' ist aufrichtig verdient.