Werl, kath. Propsteikirche St. Walburga, Dachreiterglocken, Plenum, Hauptgeläut, Glocke 3

Es erklingt das Geläut der katholischen Propsteikirche St. Walburga zu Werl in Westfalen.
Ablauf:
- 00:00 Vorspann
- 02:47 Geläut der Glocken X, IX, VIII im Dachreiter
- 04:57 Plenum (Vollgeläut), Zusammenschnitt
- 08:20 Hauptgeläut der Glocken 7-1 im Westturm
- 14:20 Glocke 3 (Betglocke) solistisch, Außenaufnahme
- 16:10 Nachspann
Das Dachreitergeläut und das Hauptgeläut wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgenommen und später zusammengeschnitten.
Der Turm entstand Ende des 12. Jahrhunderts, die Hallenkirche wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts begonnen.*
Die Kirche beherbergt insgesamt 10 Glocken, die auf den Westturm und den Dachreiter verteilt sind. Die älteste Glocke ist die Kleine Messglocke. Sie hängt im Dachreiter und wurde vom Soester Glockengießer Johan Desosato (oder de Sosato**) im Jahr 1480 gegossen.* Johan Desosato ist der erste namentlich nachgewiesene Glockengießer von Soest und die Werler Glocke die früheste noch erhaltene, die von einem Soester Gießer gegossen wurde. Die Glocke trägt ein Relief, welches Maria mit dem Kind darstellt. Die Vorlage dieses Reliefs wurde von Herman Vogel beim Guss der Betglocke 1495 wiederverwendet. Claus Peter schließt daher nicht aus, dass Herman Vogel Nachfolger von Johan Desosato gewesen sein könnte.**
Die Betglocke (oder Marienglocke) von 1495 hängt im Hauptturm und ist zusammen mit einer Glocke aus Harsewinkel die größte erhaltene Glocke aus der Werkstatt von Herman Vogel. An der Schulter trägt sie eine umlaufende gotische Minuskelinschrift und an der Flanke das schon erwähnte Relief Maria mit dem Kind. Die Glocke erklingt in ~ d‘. Die um einen Halbton vertiefte Prime (~des‘) färbt den Klang weich. Durch die Terz ~ f‘ wird insbesondere beim Abklingen ein eigenartiger Durterzeffekt erzeugt. Die Glocke in Werl kann zusammen mit der von Meiningsen zu den klanglich besten des Glockengießers gerechnet werden.**
Die dritte historisch wertvolle Glocke der Propsteikirche ist zugleich die größte des Geläutes. Sie heißt „Bürgerglocke“, wurde im Jahr 1700 von Bernhard-Wilhelm Stule*** gegossen und ist in leichter Rippe konstruiert. Mit dem Nominal/Schlagton a° liegt ihr Gewicht bei gerade einmal 2340 kg.* Laut der Liste der größten Glocken in Deutschland ist sie die leichteste a°-Glocke.***
Bis zur Anschaffung neuer Bronzeglocken läuteten die Betglocke von 1495 und die Bürgerglocke von 1700 im Hauptturm zusammen mit zwei klanglich minderwertigen Gussstahlglocken des Bochumer Vereins in Sekundschlagton-Rippe.** Die Stahlglocken wurden 1984 durch fünf neue Glocken aus Bronze ersetzt, die bis heute zusammen mit den beiden historischen Glocken das Hauptgeläut bilden. Sie wurden in der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher hergestellt.*
Zur historischen Kleinen Messglocke im Dachreiter wurden in den Jahren 1999 (Glocke IX) und 2000 (Glocke X) zwei weitere Glocken hinzugegossen, sodass ein dreistimmiges Zimbelgeläut entstanden ist, welches zu besonderen Anlässen erklingt.
Glockendaten (*,***):
Glocke 1 - Bürgerglocke; 1700; Bernhard-Wilhelm Stule; Dm.: 1630 mm; 2340 kg; a°
Glocke 2 - Erlöserglocke; 1984; Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher; Dm.: 1495 mm; 2120 kg; c‘
Glocke 3 - Betglocke; 1495; Herman Vogel; Dm.: 1327 mm; 1480 kg; d‘
Glocke 4 - Heilig-Kreuz-Glocke; 1984; Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher; Dm.: 1166 mm; 1025 kg; e‘
Glocke 5; 1984; Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher; Dm.: 1090 mm; 882 kg; f‘
Glocke 6 - Schützenglocke; 1984; Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher; Dm.: 995 mm; 693 kg; g‘
Glocke 7; 1984; Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher; Dm.: 915 mm; 571 kg; a‘
Glocke VIII - Kleine Messglocke; 1480; Johan Desosato; Dm.: 580 mm; 141 kg; fis‘‘
Glocke IX; 1999; Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher; Dm.: 490 mm; 90 kg; h‘‘
Glocke X; 2000; Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher; Dm.: 400 mm; 55 kg; d‘‘‘
Ein herzlicher Dank Herrn Propst M. Feldmann für die freundliche Erlaubnis der Glockenaufnahmen und die Ermöglichung des Sonderläutens der Dachreiterglocken für diese Aufnahme, dem Küster und der Küsterin für das Aufschließen der Tür sowie dem Kantor.
Aufnahmedatum: 01.06.2020
Verwendete Quellen und Literatur:
* Hanewinkel, Heinrich: Katholische Propsteikirche St. Walburga WERL/WESTF., Verlag Schnell & Steiner GmbH, 2., vollständig überarbeitete Auflage, Regensburg, 1997, S. 3ff.
** Peter, Claus: Die Glocke von 1498 zu Meiningsen und ihr Meister Hermann Vogel, in: Soester Zeitschrift, Heft 83, Hrsg.: Verein für die Geschichte von Soest und der Börde, Westfälische Verlagsbuchhandlung Mocker & Jahn, Soest, 1971, S. 52ff., in der PDF-Datei S. 3ff.: www.meiningsen.de/geschichte/... (Stand: 28.06.2020)
*** Schäfer, Walter: Glocken in Deutschland, Tübingen, Januar 2020: www.glocken.impactev.de/glocke... (Stand: 30.06.2020)
Vgl. auch die Videobeschreibung vom User „Gloria Glocke“: • Werl (D) die Glocken d... (Stand: 30.06.2020)

Das gefiel mir damals live auch sehr gut. Danke für die lohnenden Einblicke. Hier kommt die a0 besser durch als man es beim Gewicht meinen könnte.

[@jkoch1385]

Das Propsteigeläut in Werl ist für mich eines der schönsten und harmonischsten Geläute, die ich in den letzten 20 Jahren gehört habe. Nach meinem Empfinden fügen sich die historischen und die neuen Glocken hervorragend zusammen. Sehr gut, dass auch die d' nach einer offenbar längeren Zwangspause wieder läutet. Die ist schon ein sehr schönes Instrument. Sehr schön, dass dieses Geläut jetzt auch mit einer Innenaufnahme auf KZbin vertreten ist. Eine tolle Präsentation!

[@Glockentim]

Dankeschön!

[@glockenzeit]

Danke für diese ausführliche Präsentation! Sehr ansprechend gestaltet.

[@sanctus100]

Wunderschön ! Ein absoluter Hinhörer.....

[@ChristusGlocke]

Ein herrlicher Mix aus historischen modernen Glocken, die sich zu einem sehr beeindruckendem Ensemble zusammen tun! Gefällt mir sehr. Ebenfalls eine sehr tolle und ausführliche Präsentation. :-)

[@Glockentim]

Danke! Das freut mich!

[@stahlglocke]

Schön, dass Dir diese Präsentation möglich gemacht wurde - wie üblich eine feine Sache! (Leider trübt ein deutlich hörbares Grundrauschen die Aufnahme - woran liegt das?) 1984 - Wahnsinn, wie lange das jetzt schon her ist. Im Todesjahr Theo Fehns eine solche Geläuteergänzung zu bewerkstelligen - das muss man erstmal hinbekommen. Gut, dass auch die Klöppel der neuen Glocken gut zu sehen sind. Herrlich, wie klar und sonor die neuen Glocken damit vom Turm kommen, ohne die beiden historischen Exemplare auch nur im entferntesten "an die Wand zu singen". Ein Meisterwerk!

[@Bennoglocke]

Passend zum Aufstieg in die 3. Liga😉 Ein gewaltiger Glockenchor.

[@Osnabruecker_Glocken]

Endlich funktioniert die d'!