050: Wenn Inkompetenz zu Selbstsicherheit führt '15 Minuten Wirtschaftspsychologie' Prof. Kanning

[@UwePeterKanning]

Wir bedanken uns bei allen für ihre interessierte Teilnahme, ihre kreativen Fragen und Anregungen. Wir nehmen all dieses mit in die Zukunft und verabschieden uns bis zum nächsten Mal.

[@markustietz7834]

Ich liebe diese Reihe, alles Gute zur 50. Folge und machen Sie bitte weiter so!!!! Viele Grüße aus Köln Markus T.

[@UwePeterKanning]

Danke, das freut mich! Beste Grüße aus Münster

[@UwePeterKanning]

Nachdem der Chat automatisch geschlossen wurde, nehmen wir gerne weitere Fragen in den Kommentaren auf.

[@markustietz7834]

nochmals vielen herzlichen Dank für die Möglichkeit des live Austausches, schade, dass der Chat so schnell automatisch geschlossen wurde. Es wäre toll, wenn es ab und an wieder die Möglichkeit der Interaktion gäbe.

[@stefaniebrenner996]

Herzlichen Dank an dieser Stelle für Ihre wertvolle Arbeit! Es hilft mir im Studium und in der Praxis, als Arbeitgeber, wirklich sehr.

[@UwePeterKanning]

Dank, das freut mich! Der Artikel ist inzwischen erschienen: Bork, I. & Kanning, U. P. (2021). Wer keine Ahnung hat, kann sich selbst am besten überschätzen. Personalmagazin, 8/21, 76-79. Beste Grüße

[@iriswagnerhr6332]

Danke für dieses und alle vorherigen 49 Videos davor

[@UwePeterKanning]

Danke schön!

[@VerschwoerungFakten]

Gut erklärt, werde ich für ein Video nutzen. Vielen Dank!

[@Darwins_Fink]

Vielen Dank für die Zeit und Mühe, die Sie über die letzten Jahre in diese Video investiert haben! Frage 1: Sie sprechen immer von der Prognosegüte in %. Wie errechnet sich diese? Ist es klassisch die aufgeklärte Varianz (r-quadrat)? Frage 2: Hier im Video wird die Korrelation zw. tatsächlicher Leistung und Leistungseinschätzung recht leniar präsentiert (je niedriger die Leistung, desto höher die wahrgenommene Leistung). Der klassische D.K.-Effekt sieht im Volksmund jedoch eher U-förmig aus, da z.B. ab einem gewissen Expertise-Level die wahrgenommene Expertise wieder zunimmt. Wie kommt dies zustande?

[@UwePeterKanning]

Ganz genau! Das ist r quadriert und mit 100 multipliziert.

[@UwePeterKanning]

Die dargestellten Werte im Video sind keine Korrelationen, sondern Prozentwerte. Untersucht wird, ob sich die Prozentwerte innerhalb einer Gruppe sig. voneinander unterscheiden. Eine umgekehrte U-Funktion ist es nicht, aber so etwas ähnliches. In den Extremen weichen die Pbn. in entgegengesetzter Richtung in ihrer Selbsteinschätzung der Leistung von der gemessenen Leistung ab.

[@Darwins_Fink]

@@UwePeterKanning absolut, meine Frage war eher wie diese Daten zu der klassischen Kurve des Dunning Krueger Effekts passen, die man bei einer Google-Suche erhält

[@UwePeterKanning]

@@Darwins_Fink In der Literatur, die ich von Dunning und Kruger gelesen und zitiert habe tauchen diese Kurven nicht auf. Vielleicht ist das aus der Sekundärliteratur.

[@Darwins_Fink]

Welche Bücher können Sie zum Thema Wirtschaftspsychologie im Personalwesen empfehlen? (Abgesehen von Ihren eigenen natürlich ;) )

[@UwePeterKanning]

Ich kann hier leider nicht öffentlich Werbung für bestimmte Bücher machen.

[@lauras343]

Guten Tag! Haben sie Erfahrungen mit der DIN 33430? Können sie die weiterempfehlen?

[@UwePeterKanning]

Ja, das ist seriös. Daran kann man sich gut orientieren.

[@MaxMagnificence]

Super cooles Video! Kurze Frage: Lässt sich der Effekt nicht auch in Teilen durch das Phänomen der "Regression zur Mitte" erklären? Liebe Grüße

[@UwePeterKanning]

Die Erklärung kann hier eigentlich erst mal nicht greifen, weil wir keine Längsschnittdaten haben. In Sinne der „Regression zur Mitte“ könnte man vermuten, dass im Längsschnitt die Überschätzung der Leute aus Gruppe 1 etwas sinkt und die Unterschätzung in Gruppe 4 auch etwas geringer ausfällt. Ob und inwieweit das tatsächlich der Fall ist, wissen wir nicht. Das wird hier nicht überprüft.

[@Alias178z]

Sehr gut erläutert

[@g.k.7630]

Ich meine ich hätte zum DK Effekt mal gelesen, dass das DK-Muster wohl auch durch zufällige Daten erkennbar ist und es daher unklar ist ob der DK Effekt tatsächlich in der gängigen Interpretation haltbar ist. (www.mcgill.ca/oss/article/critical-thinking/dunning-kruger-effect-probably-not-real und www.psychologytoday.com/us/blog/experimentations/202004/the-dunning-kruger-effect-may-be-statistical-illusion ) Nichts destotrotz: Ihre Videos sind sehr aufschlussreich und informativ :) Danke für Ihren Einsatz!

[@UwePeterKanning]

Diese Kritik bezog sich auf die Tatsache, dass bei Dunning und Kruger die Pbn ihre Leistung in Prozent der Leitung einer Bezugsgruppe schätzen mussten. Die Kritiker glauben, dass man mangels eines Bezugssystems dann einfach irgend einen Wert um 50 % angibt (zeigt sich der Tendenz nach in den roten Kurven). Die Autoren haben auf diese Kritik hin auch noch mal mit absoluten Schätzungen eines der Experimente wiederholt und den Effekt dennoch bestätigt. Wir untersuchen das gerade auch noch einmal. Dabei stellen wir den Pbn Fragen zur Diagnostik, die sie richtig und falsch beantworten können. Anschließend müssen sie schätzen, wie viele Fragen die richtige beantwortet haben (also nicht: „Wo liegt meine Leistung im Vergleich zu anderen?"). Mal sehen, ob wir den Effekt bestätigen können. Die Studie läuft noch.

[@Darwins_Fink]

Wenn ich das richtig lese wird im zweiten Artikel die eingeschränkte Varianz als Störvariable benannt. Das ist in der psychologischen Forschung ein großes Problem (die meisten Studienteilnehmer sind leider Psychologiestudenten selbst). Dennoch handelt es sich bei dem D.K.-Effekt meines Verständnisses nach um einen über jahrzehnte hinweg sehr oft nachgewiesenen und replizierbaren Effekt, der Populationsübergreifend existiert, weshalb die Kritik deutlich weniger zutreffend ist als bei dem Großteil der psychologischen Theorien.

[@g.k.7630]

@@UwePeterKanning danke für die Einordnung 🤓

[@GreyDaigo]

Irgendwie fühlt sich die Studie für mich nicht so stimmig an. Ggf. habe ich auch was falsch verstanden. Wurde die einzelnen Probanden innerhalb der Gruppe befragt bzw. haben die einzelnen Probanden sich untereinander gesehen? Das wäre doch in puncto Selbsteinschätzung im Vergleich zu den anderen oder zum Durchschnitt doch eine enorme Änderung, wie man das Ergebnis der Studie auswerten kann. Beispiel: Ich wäre in einer Gruppe, die für mich nach "inkompetenten" Menschen wirkt, dann schätze ich mich durchaus überdurchschnittlich ein, unabhängig von meinen tatsächlichen Leistungen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

[@UwePeterKanning]

In der ersten Studie von Dunning und Kruger handelt es sich um Kommilitonen die den Pbn. z.T. bekannt sein dürften, sie kennen jedoch nicht deren Testergebnisse. In unserer Studie kennt man die übrigen Probanden nicht. Es geht immer darum einzuschätzen, wie man sich selbst im Vergleich zur Gruppe der anderen einschätzt. Es geht ja hier um das Selbstbild der Befragten, also um den subjektiven Blick auf die eigene Person. Das Selbstbild existiert auch jenseits eines objektiven Vergleiches mit anderen. Beispiel 1: Nach Fußballspiel haben tausende von Menschen eine Vorstellung davon, inwieweit sie bessere Trainer wären als der tatsächliche Trainer. Die Leistung des Trainers ist für sie aber gar nicht ersichtlich. Sie sehen nur das Ergebnis, dass neben der Trainerleistung von vielen anderen Variablen abhängt. Beispiel 2: Es dürfte den meisten Menschen sehr leicht fallen, einzuschätzen ob Sie im Vergleich zu anderen gute Autofahrer sind, obwohl sie natürlich keinen repräsentativen Überblick über Millionen von Menschen haben können.

[@olgamor]

Ich stolpere hier noch über einen Punkt: Ist der Unterschied bzgl. der geschätzten Leistungen zwischen den Gruppen signifikant? die Kurven zu den geschätzten Leistungen sehen relativ flach aus. Wenn es zwischen den Gruppen keinen signifikanten Unterschied bzgl. der geschätzten Leistungen gibt, würde die geschätzte Leistung eben nichts mit der tatsächlichen Kompetenz zu tun haben. Dann ist aber die Aussage, dass die Diskrepanz zwischen geschätzter und tatsächlicher Leistungen bei den Geringstleistenden besonders groß ist, doch recht trivial, weil sie sich ja allein aus der geringen Leistung ergäbe. Die Empfehlung, die Fachkompetenz zu steigern, um den Dunning-Kruger-Effekt zu vermeiden, wäre dann nicht so richtig griffig, denn die geschätzte Leistung wäre dadurch evtl. nicht beeinflusst - und schließlich ist die Empfehlung, Fachkompetenz zu steigern, um bessere Leistungen zu erhalten, wieder trivial. Nicht falsch verstehen: Die Fähigkeit, die eigenen Kompetenzen zutreffend zu beschreiben, halte ich durchaus für Leistungsförderlich. Aber ich kann mir Büroalltagssituationen vorstellen, wo basierend auf dem Dunning-Kruger-Effekt jenen Personen mit hohem Selbstvertrauen die Fachkompetenz abgesprochen wird. Daneben fände ich eher spannend, wie es Organisationen gelingen kann, vorhandene Fachkompetenz zutreffend in Entscheidungsprozessen zu nutzen.

[@UwePeterKanning]

Wir können nicht abgesichert sagen, ob tatsächlich mit einem Anstieg der realen Fachkompetenz die Selbstüberschätzung sinkt, weil hier kein Längsschnittdaten vorliegen. Ich denke es besteht aber eine begründete Hoffnung. Wenn dies so ist, dann sollte die erhöhte Fachkompetenz dazu betragen, dass die Betroffenen besser erkennen, wann ihre eigene Kompetenz nicht mehr ausreicht und sie sich Unterstützung suchen müssen.

[@iriswagnerhr6332]

Ich freue mich zu lernen, dass Fachwissen als "Gegenmaßnahme" helfen kann. Ist der Fall vergleichbar, dass ich von ungelernten Produktionsmitarbeitern schon hörte, dass Sie selbst die entscheidende Leistung zum Unternehmenserfolg erbringen?

[@UwePeterKanning]

Das ist sicherlich auch in dem Bereich des selbstwertdienlichen Verhaltens zuzuschreiben. Wir neigen dazu unsere Bedeutung zu überschätzen und ziehen daraus einen positiven Selbstwert. Im Grunde ist das auch gesund, solange wir nicht völlig den Bezug zur Realität dabei verlieren.

[@iriswagnerhr6332]

@@magaritamarket8388 Voll haftbar? Das wäre mir bei Fahrlässigkeit neu. Aber davon abgesehen - wir sind alle Puzzleteile des Ganzen, fast immer austauschbar und es ist höchst selten dass eine Person den Erfolg hauptsächlich alleine verantwortet. Und darum ging es. Überschätzung des eigenen Beitrags. In einer Produktion lässt sich der erwirtschaftete Wert ja durchaus präzise ausrechnen. Aber das steht stellvertretend für viele Überschätzungen, reicht ja bis ins Management. Ein bisschen mehr "wir alle zusammen" statt "Ich allein".

[@morgenrot2640]

Prof. Kanning 1999 haben gewiss noch "Studenten" am Test teilgenommen.

[@w.berger6792]

Oha, gilt Dunning-Kruger auch für selbstsicher auftretende Hochschullehrer?

[@flokar6197]

Ich finde die Ergebnisse ehrlich gesagt wenig verwunderlich. Ich frage mich vielmehr, ob sich die Wirtschaftspsychologie denn mit soziologischen Erkentnissen auseinandersetzt?

[@arbeitslos4247]

Ihre Erkenntnisse deckne sich ziemlich mit denen des Winkler Instituts. Etzala Mobbing.