8. Verlassene Eltern : Kriegskinder, Kriegsenkel - die geerbten Probleme

Unsere Familien haben im 20. Jahrhundert zwei Weltkriege erlebt und andere große Veränderungen. Was hat das mit den Konfliktlinien innerhalb unserer Familie zu tun ?
Kontakt : [e-mail]
Wer den Kanal mit einer Spende unterstützen möchte :
DE91 5001 0517 5416 5972 85

[@claudif.5120]

OmG, was für ein toller Beitrag. Ich (JG 1966) habe bei Beschäftigung mit meiner Familie (hatte auch schon mal für 1 Jahr den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen) ähnliches gefunden. Leider habe ich mich erst Ende der 2010er Jahre eingehender mit dem Thema beschäftigt, als ich aufgrund einer persönlichen Krise in psychologischer Behandlung war. Zu der Zeit waren meine beiden Kinder schon groß. Und es ist wie im Beitrag gesagt: man gibt unbewusst die Traumata weiter. Ich versuche jetzt noch, mit meinen Kindern darüber ins Gespräch zu kommen. Damit die nicht auch irgendwann den Kontakt abbrechen.

[@lichtseelchen7919]

Da kann man echt drüber nachdenken. Meine Eltern waren 1934 und 1937 geboren. Sie waren ausgebomt, ohne Heimat, vertrieben, unterwegs mit nur einem Elternteil und nichtwissend ob der zweite noch lebt und wenn wo, meine Mutter war nur teilweise in der Schule und wenn es Schule gab dann saßen da alle Altersklassen mit einem Hilflehrer zusammen, sie haben im Winter gefroren und gehungert, ihr verbleibendes Elternteil war gereizt/ängstlich/mussten Essen stehlen/mussten lügen .... es ging ums blanke überleben, sie waren so traumatisiert, dass sie gar nicht darüber reden konnten; manchmal war das erlebte auch verdrängt und kam erst so nach und nach im Alter wieder hoch ... mein Vater saß oft stundenlang irgendwo und starrte mit leerem Blick vor sich hin, oft war er dann gar nicht ansprechbar Wir 3 Kinder haben keinen Kontakt untereinander, die beiden Älteren konnten mich bereits als Neugeborenes schon nicht ausstehen. Meine 2 Geschwister haben auch keinen Kontakt zu meinen Eltern, der Vater ist zwischenzeitlich leider verstorben. Ich kann sie teilweise verstehen ohne das beschreiben zu können. Selbst besuche ich meine Mutter 2 bis 3 mal im Jahr. Als Kind wurde ich vom Rest der "Familie" Heulsuse gerufen und war ständig krank. Meine Mutter sagte oft: "Ich weiß nicht was ihr habt, ihr habt immer was zu Essen und Kleidung - was wollt ihr denn von mir".

[@petrabremer6646]

Ist bestimmt so, ich hab sogar davon gehört, dass man von 7 Generationen davor, die "Päckchen" mich sich rumträgt. Ich gehöre auch zur Kriegsenkel Generation, meine Mutter und Oma kamen aus dem Sudetenland.

[@catinkab3177]

Hallo. Ich freue mich immer von Menschen zu hören, die das nachfühlen. Mein Vater (41 geboren) war 4 als in Aussig das Munitionslager explodierte. Er hat es vom Balkon aus gesehen. Vertreibung, Enteignung, Vater kam nicht aus dem Krieg zurück. Da wurde viel, sehr viel verdrängt und das spüre ICH ganz deutlich.

[@catinkab3177]

Ich bin Jahrgang 1980. Mein Vater 1941. Er hat Aussig miterlebt. Und da trifft vieles zu.

[@andreak1730]

Meine Tochter hat den Kontakt abgebrochen, sie hat es mir nie geglaubt wie gewaltig mein Vater gewesen ist und ein Alkohol Problem hatte meine Mutter genauso es wurde über den Krieg nicht gesprochen. Mein Vater war ein liebevoller Opa mir gegenüber war er oft unbarmherzig und unzufrieden. Nun bin ich am überlegen in wie weit hängt das unverarbeitet mit den Kontakt Abbruch meiner Tochter zusammen?