Arbeitszeitverkürzung: In der Kürze liegt die Würze - Interview mit Ökonom David Mum, GPA

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Күн бұрын

Zur Person: David Mum ist Leiter der Grundlagenabteilung der Gewerkschaft GPA und dort seit über zwanzig Jahren tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind soziale Sicherungssysteme, Verteilungsund Wirtschaftspolitik. Außerdem ist er ein begnadeter Gitarrist, besonders bei Nummern von Gitarrist Slash sowie seiner Band „Swoboda“.
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Auszug aus dem Interview:
Letztendlich wurde damit ja auch Kaufkraft gerettet. In Kurzarbeit fällt man auf 80 bis 90 Prozent des Einkommens, nicht auf 55 Prozent wie in der Arbeitslosigkeit.
Genau. Bei sehr niedrigen Einkommen ist die Nettoersatzrate 90 Prozent. Einkommen sind damit viel besser abgesichert als beim AMS. Über Monate auf 20 Prozent des Einkommens verzichten zu müssen wird zunehmend problematischer. Die Kurzarbeit ist schließlich eine Überbrückung und kein Dauerinstrument.
In welchen Branchen wurde die Kurzarbeit stärker in Anspruch genommen, in welchen weniger?
In der letzten Krise, der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09, war die Kurzarbeit ein Instrument, das vor allem in der Industrie eingesetzt wurde, weil sich dort die Wirtschaftskrise am stärksten ausgewirkt hat.
Damals waren es am Höhepunkt auch „nur“ 35.000 Betroffene.
Das war von den Dimensionen etwas ganz anderes als jetzt. Heuer geht die Kurzarbeit bis in den Verkehrsbereich, den Dienstleistungsbereich, weil die Betriebe vom Shutdown betroffen waren oder die Kunden ausgeblieben sind. Die Kurzarbeit wirkt heuer viel, viel breiter.
Was könnte an der aktuellen Kurzarbeitsregelung noch verbessert werden?
Man hat mit der Kurzarbeit gut reagiert und im März ein Modell geschaffen, das flächendeckend eingesetzt werden konnte. Bereits im Juni wurde nachgebessert. Es ist nämlich schon auch dazu gekommen, dass Unternehmen eine Überförderung bekommen oder Beschäftigte in Kurzarbeit mit 80 Prozent des Gehalts voll weitergearbeitet haben.
Verbessern könnte man, dass wir nicht immer in Drei-Monats-Schritten mit der Kurzarbeit weitermachen, sondern dass wir - so wie in Deutschland - Kurzarbeit für mehrere Monate ermöglichen. Die Hoffnung von Anfang des Jahres, dass das nur ein paar mühsame Wochen werden, die können wir langsam abschreiben.
Die Agenda Austria, ein wirtschaftsliberaler, industrienaher Thinktank, bezeichnet die Kurzarbeit als „langfristig schädlich“. Die Kurzarbeit verhindere „Strukturveränderungen“ und die Regierung solle mit dem Jahreswechsel den Ausstieg aus der Kurzarbeit vorbereiten. Wie würden Sie diese Aussagen bewerten?
Na ja, die Agenda Austria muss schon auch sehen, dass wir jetzt nicht eine Bereinigungskrise haben, die auf Überspekulation und dergleichen zurückzuführen ist, sondern eine Krise, die sämtliche Branchen massiv betrifft. Da kann man nicht einfach sagen, dass die Kurzarbeit den Strukturwandel verhindert, weil wir Betriebe erhalten, die sonst keine Chance am Markt hätten. Diese Erzählung ist in der aktuellen Ausnahmekrise wirklich daneben.
Allgemein betrachtet ist die Kurzarbeit ein staatliches Instrument zur Reduktion der Arbeitszeit. Wir haben ja momentan nicht nur die Corona-Krise, sondern parallel die Klimakrise, und die Digitalisierung schreitet vielleicht noch schneller voran. Wäre das nicht eine gute Möglichkeit, die Kurzarbeit zu einem allgemeinen Modell der Arbeitszeitverkürzung auszubauen?
Was wir auf jeden Fall sehen: Wenn die Corona-Krise und diese Sondersituation vorbei sind, werden wir nicht in derselben Welt leben wie zuvor. Es wird bleibende Änderungen geben. Sie haben es angesprochen: In Richtung Digitalisierung haben sehr viele Menschen neue Routinen erlernt, es hat einen Digitalisierungsschub gegeben, der jetzt auch erst einmal mit guten Spielregeln versehen werden muss - was zum Beispiel Homeoffice betrifft.
In der Kurzarbeit haben viele Menschen weniger Stunden gearbeitet. Viele wollen auch nach der Krise nicht mehr auf das alte Arbeitszeitniveau hochfahren. Eine Studie der Uni Wien zeigt, dass 55 Prozent der Menschen dauerhaft weniger arbeiten wollen, 30 Prozent wollen gleich viel arbeiten. Auf dieses Bedürfnis sollte man eingehen.

Пікірлер: 1
@mmautne
@mmautne 3 жыл бұрын
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