Die wirtschaftliche Lage in Deutschland und Europa

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ifo Branchen-Dialog 2016
Prof. Dr. Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts
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Prof. Dr. Clemens Fuest ging in seinem Vortrag zum Thema »Die wirtschaftliche Lage in Deutschland und Europa« zunächst auf die aktuellen US-Wahlergebnisse ein. Vergleiche man die Positionen beider Präsidentschaftskandidaten, so
Fuest, seien die wirtschaftspolitischen Implikationen recht ähnlich. Da viele Aspekte der politischen Ziele Trumps in ihrer konkreten Umsetzung zudem noch unklar seien, mahnte Fuest an, keine voreiligen
Schlüsse zu ziehen. Es sei jedoch zu beachten, dass sich der deutsche Handelsüberschuss mit den USA 2015 auf fast 2% des Bruttoinlandsprodukts belaufe und derzeit insgesamt mehr als 1,5 Mio. deutsche Jobs vom US-Geschäft abhängen.
Fuest zufolge befindet sich die Weltwirtschaft in einem leichten Aufwärtsprozess, der seine Impulse vorwiegend aus China und den USA erhält. Dabei sei ungewiss, ob der Aufschwung in den USA intakt sei und wie lange die chinesische Wirtschaft derartig hohe Wachstumsraten beibehalten könne. Die Wachstumsaussichten im Euroraum hellten sich derzeit in moderater Weise weiter auf. Die deutsche Wirtschaft sieht Fuest in robuster Verfassung mit voraussichtlich etwas nachlassender Dynamik im kommenden Jahr.
Zur Lage in Europa führte er unter anderem aus, dass das Brexit-Votum im dritten Quartal 2016 weit weniger dramatische Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt Großbritanniens hatte als prognostiziert. Zum Thema Brexit sprach sich Fuest ferner dafür aus, baldmöglichst klare Übergangsregelungen für die Jahre bis zum Austritt zu verhandeln. Die Aussage der Premierministerin Theresa May in ihrer Rede Anfang Oktober, dass es keinen »Exit vom Brexit« gebe, sei auch als Reaktion auf medial aufgespielte Befürchtungen britischen »Rosinenpickens« zu verstehen. Dies bedeute nicht, dass es tatsächlich einen »Hard Brexit« geben werde.
Abschließend befasste sich Fuest mit der Frage, ob die Eurozone Fortschritte bei der Überwindung der Krise mache. Die zentralen Erfordernisse sieht Fuest im Abbau von Verschuldung, Wiedergewinnung von Wettbewerbsfähigkeit und Bankensanierung. Die Konjunktur in der Eurozone scheine sich insgesamt nur zögerlich zu erholen. Die Industrieproduktion sei nur in Deutschland auf das Niveau des Jahres 2008 zurückgekehrt, während die Produktion in Griechenland, Spanien, Portugal, Italien und auch Frankreich weit dahinter zurückblieben. Dennoch, die Arbeitslosigkeit sinke und die Produktivität verbessere sich vor allem in den Staaten im Euroraum mit hoher Arbeitslosigkeit. Besorgt zeigte sich Fuest über die wachsende Staatsverschuldung und die nur geringen Fortschritte bei der Bankensanierung. Die derzeitige Governance im Euroraum, in der die Kontrolle über die Fiskalpolitik auf nationaler Ebene erfolge, die Haftung für Staatschulden allerdings auf europäischer Ebene, setze falsche Anreize. Fuest appellierte an die Bundesregierung, sich klarer über ihre Vorstellungen zu äußern, wie die künftige institutionelle Architektur der Eurozone funktionieren soll.
ifo Schnelldienst 24/2016 - 69. Jahrgang - 8. Dezember 2016
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