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Mehr als zwei Wochen nach dem Einmarsch in die Ukraine verstärken russische Truppen ihre Angriffe auf umkämpfte Städte, deren Einwohner bereits Leid geprüft und zermürbt sind. Aus Orten in verschiedenen Teilen des Landes wurden am Samstag erneut Kämpfe und Beschuss gemeldet.
WELT Militärexperte Guido Schmidtke erläutert die aktuelle Lage in den Kampfgebieten in der Ukraine.
«Die Besatzer haben nachts mit wahllosem, chaotischem Feuer Krankenhäuser und Internate beschossen», schrieb der Gouverneur des südukrainischen Gebiets Mykolajiw, Witalij Kim. Zwei Menschen seien verletzt worden. Die Angreifer hätten ihre Taktik geändert und versteckten sich in Dörfern zwischen Zivilgebäuden. «Jetzt gibt es keine Regeln mehr, wir werden hart gegen sie vorgehen», sagte Kim.
Mykolajiw liegt an der Mündung des Südlichen Bugs ins Schwarze Meer. Sollten russische Truppen die Stadt einnehmen oder umgehen, stünde ihnen der Landweg nach Odessa offen und diese bedeutende südwestliche Hafenstadt könnte vom Rest des Landes abgeschnitten werden.
Besonders schwierig ist die Lage mehrerer Hunderttausend Einwohner, die in der Hafenstadt Mariupol eingeschlossen sind. Erneut sei ein Konvoi mit Hilfsgütern und Bussen zur Evakuierung in die Stadt aufgebrochen, sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk. Es ist der fünfte Versuch, die belagerte Stadt am Asowschen Meer zu erreichen. Bisher kamen Fluchtkorridore nie zustande. Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld dafür.
Geplant seien auch Korridore für mehrere Orte nordwestlich von Kiew, unter anderem Hostomel, Makariw und Borodjanka, sagte Wereschtschuk. Dort hat sich die russische Armee seit Tagen festgesetzt und versucht weiter, die Hauptstadt auch von Westen her zu blockieren. Außerdem gab es erneut Evakuierungsversuche im Nordosten des Landes.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, in der Nähe der Hauptstadt Kiew seien eine Luftwaffenbasis in Wassylkiw und das nachrichtendienstliche Aufklärungszentrum der ukrainischen Streitkräfte in Browary außer Gefecht gesetzt worden. Im Osten der Ukraine nahmen nach russischen Angaben Russlands Militär und Truppen der Separatisten aus Luhansk und Donezk zahlreiche Ortschaften ein.
Strategische Bomber der russischen Luftwaffe sollen Marschflugkörper in den Städten Luzk, Iwano-Frankiwsk und Dnipro eingesetzt haben. Luzk und Iwano-Frankiwsk befinden sich nördlich und südlich der Stadt Lwiw unweit der polnischen Grenze. Bereits in der Nacht zum Freitag weitete Russland seine Angriffe auf den Westen der Ukraine aus.
Nach ukrainischen Militärangaben versuchen russische Truppen zudem, die nordostukrainische Stadt Tschernihiw aus südwestlicher Richtung zu blockieren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, die Großstadt mit knapp 280 000 Einwohnern sei ohne Wasserversorgung. Die Informationen ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
#ukraine #russland #krieg
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