Physik im Jahr 2053

In einem Video vergleicht Prof. Dr. Bernhard Krötz die heutigen Abituraufgaben mit denen aus den 90er Jahren und kommt dabei zu einem vernichtenden Urteil. Der Weg zurück zu den alten Osterhasenaufgaben und zu den mit gravierenden Fehlern beladenen Physiklehrbüchern ist aber auch keine Lösung. Im zweiten Teil dieses Videos zeige ich anhand eines einzigen Beispiels, wieso die Systemphysik das grösste Potenzial in Bezug auf fachliche Breite und Tiefe hat.

[@TB-dd9nd]

Ich finde es gut, dass Sie sich kritisch mit dem Video von Prof. Krötz beschäftigt haben, ich habe da auch mit gemischten Gefühlen reagiert. Meine Erfahrung mit neuen Studenten an meiner (deutschen) Uni zeigt, dass beim Thema Bildung im MINT-Bereich definitiv mehr getan werden muss. Da fangen teilweise Studierende in einem Ingenieursstudiengang an zu studieren, welche quasi gar keine Kenntnisse von Mathematik haben und das Abitur durch Lernen von Kochrezepten für die Aufgaben gelöst haben. Wie sollen diese Leute im 3. Semester verstehen, was eine Fourier-Transformation ist, wenn diese am Studienanfang erstmal Binomische Formeln ordentlich lernen müssen. Da stimme ich also Prof. Krötz zu, was mich aber stört ist dieser ständige Rückblick auf "früher war alles besser" und "da gab es noch ordentliche Aufgaben". Ich habe mir Mathe-Abitur-Aufgaben von früher angeschaut und diese waren in der Tat etwas schwieriger, allerdings hätte wohl auch der Standard-Abiturient von früher nicht ansatzweise eine Chance gehabt die Aufgaben im JEE Advanced zu lösen, daher ist der Vergleich hier sinnlos. Interessant ist auch die Thematik mit der Präzision in der Wissenschaft. Die heutigen Aufgaben sind natürlich sehr schwammig, aber auch früher waren diese nicht eindeutig. In Mathe wird oft gefragt "geben sie den maximalen/natürlichen Definitionsbereich der Funktion f(x)=... an". Das ist halt mathematisch einfach quatsch, weil zu jeder Funktionsdefinition auch die Angabe vom Definitionsbereich gehört. Auch beim maximalen Definitionsbereich kann man nur raten was gemeint ist, ist der maximale Definitionsbereich von f(x)=x^2 jetzt der Bereich der reellen Zahlen, der komplexen Zahlen oder vielleicht sogar die Menge der Quaternionen. In dem Video zur Eignungsprüfung Mathematik von Prof. Krötz gibt es diese Ungenauigkeit in der von ihm als sinnvoll dargestellten Eignungsprüfung auch. In der Physik ist das ganze natürlich nochmal wesentlich verschärft, da man hier ja quasi kein deutsches Lehrbuch findet, wo klassische Mechanik korrekt dargestellt wird. (die einzigen korrekten Bücher die ich gefunden habe sind ein "Physik für Lehramtsstudierende" Buch sowie Bücher zur Technischen Mechanik für Maschinenbauer, aber da würde ein echter Physiker ja niemals reinschauen...) Analoge Probleme hat man in der Thermodynamik mit sehr kryptischen (theoretische Physik) oder falschen (Experimentalphysik) Definition zu Wärme und Entropie, da empfiehlt sich auch ein Blick in ein Buch zur Technische Thermodynamik. Generell habe ich in Gesprächen mit Physikern das Gefühl, dass diese sich überhaupt nicht für klassische Physik interessieren, da es "trivial"/"zu einfach" oder "langweilig" für sie ist. Das ist sehr schade und ich denke, dass man mit präzisen Definitionen und Skizzen hier auch ordentlich unterrichten könnte.

[@mutterkuchen7387]

Kann ich bestätigen: habe meinen Master in Maschinenbau an einer FH in Niedersachsen gemacht. Die Erstsemester-Studenten müssen erst einmal vernünftig Bruch- und Prozentrechnung vom Mathe-Prof. beigebracht bekommen. Wenn dann Integration oder gar partielles Integrieren an der Reihe ist - wohlgemerkt ist das noch Abitur-Stoff -, sind die Ergebnisse desaströs. Nachdem die Klausur Mathe-1-Klausur dann 3-mal hintereinander nicht bestanden wurde, wird man in der mündlichen Nachprüfung quasi durchgewunken, da die FH sonst irgendwann keine Studenten mehr hat, die mit Studiengebühren die Kassen füllen.

[@peterridder5614]

Sofern jemand nicht Anflüge von Genie hat und direkt sehr hohes theoretisches Niveau liefern kann, ist handfeste Praxis gar nicht hoch genug einzuschätzen. An bekannten halbstaatlich finanzierten Instituten sah ich genügend Doktoren die außer Papier zu erzeugen schlicht keinen Output haben. M.E. hängt das zusammen. Nur die Schulbank drücken und einfach keine Peilung haben.