Verbrechen will geplant sein: Die Krimis von Donald E. Westlake

Der Amerikaner Donald E. Westlake (1933-2008) hat immer wieder ausgetüftelt, wie sich Geldtransporter ausrauben oder Banken überfallen ließen. Er hat die Pläne aber nicht selbst ausgeführt, sondern zwei Serienhelden zugeschoben: zum einen dem eiskalten Profiverbrecher Parker (diese Romane schrieb Westlake unter dem Pseudonym Richard Stark). Der gruselig kühle Parker verkörpert moralfreies, fast technokratisches Gewinnstreben. Zum anderen gingen Pläne an den glücklosen Profiverbrecher Dortmunder, der in großartigen Krimikomödien den trotz allem Bemühen fortwährend am widrigen Schicksal scheiternden Menschen schlechthin verkörpert. Lest die Sachen, sie korrumpieren ganz wunderbar.

[@literaturundwhisky]

Shalom, Thomas! Ich hatte früher einmal (muss vor dem Krieg gewesen sein...) eine ganz nette Krimisammlung und darunter auch zwei, drei Westlakes (die Titel erinnere ich nicht mehr), einen habe ich tatsächlich noch (“MAFIATOD“). Erst später habe ich realisiert, dass er die Vorlage für einen meiner liebsten Gangsterthriller geschrieben hat: POINT BLANK (mit dem geliebten Lee Marvin, vom begnadeten John Boorman). Im DVD-Regal wartet auch noch PARKER mit Jason Stratham (ich befürchte... naja, erstmal gucken). Ich freue mich sehr auf die Fortführung deiner Reihe, gibt hier viel zu lernen und zu entdecken: Dank dafür! LG

[@schundleser]

@literaturundwhisky Lieber Harald, "Point Blank" ist ein schönes Beispiel für einen Film, der es einem schwer macht, ein Schauspielergesicht nicht mit hinüber zu nehmen in die eigene Romanlektüre. Als ich Donald E. Westlake endlich mal erfolgreich nach Stuttgart eingeladen hatte, haben wir im Anschluss an Lesung und Gespräch auch "Point Blank" im Kino gezeigt, aber da kamen nur relativ wenige Menschen: dieser Klassiker war damals (2007) schon obskur geworden. Scheibenkleister. Youth is wasted on the young. Der Statham-Film wiederum ist, falls ich mich recht an mein halbes Wohlwollen erinnere, so weit vom Buch entfernt, übernimmt nämlich nur ein paar Skizzenstriche, dass man ihn gar nicht vergleichen muss, sondern für sich genießen kann: als hirnlos-trubelige, aber eben flotte Action-Plotte. Statham war damals noch keine Selbstkarikatur. Heute vielleicht heikler zu schauen. Schön, dass Du auch bei Verbrechen & Co. mit dabei bist. Wirf lieber keine weiteren Krimis aus Deiner Vorkriegssammlung weg, dieses Marktsegment ist völlig geschichtsvergessen, Neuauflagenprojekte sind selten und scheitern meist. Westlakes Werk hätte ich zu gerne so stur und unbeirrbar betreut gesehen wie das von Ross Thomas beim Alexander-Verlag. Vielleicht hätte ich mein Leben ja nicht als Journalist verschwenden, sondern als Verleger ruinieren sollen. Seufz. LG, Thomas

[@literaturundwhisky]

@@schundleser Zu spät, Sammlung aufgelöst - schon vor langer Zeit (und natürlich auch bereits bereut, aber du kennst ja das Platzproblem und so). Von der neuen Ross-Thomas-Edition habe ich einige (zwei?) Bände, die macht einen hervorragenden Eindruck. Jetzt erwarte ich natürlich demnächst hier ein erhellendes Video auch zu diesem Autor. LG

[@schundleser]

@@literaturundwhisky Ja, die unselige Platznot hat einen Ebook-Nutzer aus mir gemacht, trotz meiner Papier(kult)sozialisation. Ross Thomas wäre tatsächlich mal ein würdiger Kandidat. Im Moment bin ich mit meinen Videoplänen aber da, wo ich ungefähr Mitte Januar sein wollte. 😛 LG, Thomas

[@estherackermann5818]

Mir bisher ganz unbekannt. Danke für das Porträt.

[@schundleser]

@estherackermann5818 Bitte, liebe Esther, gern geschehen. Wie ich mir wünschte, Don wäre noch am Leben. Ein Booktalk mit ihm wäre so ein Hauptspaß. Und wenn ich nach Gründen suche, dem seit langem anhaltenden Krimiboom und dem Buchmarkt überhaupt gram zu sein, dann finde ich ihn der Erfolglosigkeit von Donald E. Westlakes Büchern hierzulande sofort, was ich für Zorn und Hader brauche. 😛LG, Thomas

[@Sebastian-io4lh]

Vielen Dank für die Vorstellung dieses Autors, habe mir Fünd schräge Vögel gleich mal notiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass das früher in der Deutschen Version Finger weg von heißem Eis hieß, jedenfalls laut Wikipedia. Gibt es eine Übersicht, die du empfeheln kannst was die Romane von Westlake angeht? Früher habe ich die Krimi Couch für sowas genutzt, aber die haben ihr System so bescheuert umgestellt, dass man da nicht mehr die schönen Listen hat, wo alles chronologisch notiert ist.

[@schundleser]

@Sebastian-io4lh Ich kenne keine deutsche Fanpage, die Dons Werk nach Strich und Faden aufgearbeitet hätte. Den besten Überblick über die schiere Menge seines Schaffens bekommst Du vermutlich auf seiner Homepage: www.donaldwestlake.com/bibliography . Da stehen natürlich keine deutschen Ausgaben und Varianten drauf, aber in diesem Fall ist die deutsche Wikipedia sogar sehr detailliert - sogar die ÜbersetzerInnen sind mitgenannt, das ist ja nicht immer so. Zur Qualität der alten Übersetzungen kann ich leider nichts sagen, grundsätzlich bin ich misstrauisch, aber ich weiß, dass in den Krimitaschenbuchreihen der großen Krimimarktbediener von einst immer wieder mal auch brauchbare Übersetzungen auftauchten. Leider halt auch grob Gekürztes, ungelenk Übertragenes, von Klopsen, Missverständnissen und Versimpelungen Durchzogenes. Würde Dir lieber Positiveres berichten. LG, Thomas

[@OldTrucker60]

Jetzt fällt mir tatsächlich eine Serie ein, zu der ich mir einen Roman wünschte: Peaky Blinders, seltsame Abschweifung. Warte ich halt auf den Kinofilm...

[@benbolt8849]

Kann ich mir garnicht vorstellen das man einst so dachte über kriminalromane... aber es gab bis vor ein paar jahren auch einige Leute die dachten wenn man Shooter am PC spielt gleich ein Amokläufer wird 😂

[@schundleser]

@benbolt8849 Ich habe ja noch Leute kennengelernt, die alles Lesen jenseits des direkten, unmittelbar nötigen Wissenserwerbs - also z.B. von Betriebsanleitungen - für charakterzersetzende Faulenzerei hielten. LG, Thomas