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In Wadersloh, einer Landgemeinde im südlichen Grenzgebiet des Münsterlandes zu Ostwestfalen gelegen, erhebt sich auf einem weitläufigen Kirchplatz machtvoll die Pfarrkirche St. Margareta. Der heutige Bau ist Nachfolgerin mehrerer, seit dem 12. Jh. existenten Vorgängerbauten, die erste, urkundliche Erwähnung datiert von 1187. Auch der letzte Bau aus historischer Zeit war für die Kirchengemeinde irgendwann zu klein, so dass in den Jahren 1892 bis 94 die heutige Kirche nach Plänen des Münsterschen Architekten Wilhelm Rincklake errichtet wurde. Sie gehört in die Reihe der großen, westfälischen „Dorfkathedralen“, sticht jedoch durch die überaus schlanke Proportionierung der Bauteile aus der Reihe dieser Kirchen besonders heraus. Erreichen schon die Chorseitentürme mit 56 Metern eine „normale“ Kirchturmhöhe, so wird doch alles vom 88 Meter hohen Hauptturm überragt und geprägt. Die Kirche ist in Ziegelbauweise errichtet und mit Baumberger Sandstein umkleidet. Ein Großteil der neogotischen Ausstattung - erwähnenswert sind besonders die Chorfenster - ist erhalten, die Wirkung des Innenraumes ist geprägt von Licht und dem Streben in die Höhe.
Von der Glockensituation vor den beiden Weltkriegen konnte der Autor bisher fast nichts in Erfahrung bringen. Der vorhandene Holzglockenstuhl stammt allerdings aus der Bauzeit der Kirche, so dass jeweils von einem ähnlich großen Geläut wie dem heutigen ausgegangen werden kann. Aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg hat sich die größere Uhrglocke „Maria“, 1922 in Gescher gegossen, erhalten. Das Patronat ist allerdings für eine so kleine Glocke in einem großen Geläut ungewöhnlich.
1947 wurde in der Briloner Glockengießerei Junker das heutige Geläut und die kleinere Uhrglocke in der sog. „Briloner Sonderbronze“ gegossen. Wohl jeder, der im Besitz der MC „Die deutschen Glockenlandschaften - Westfalen“, 1989 im Deutschen Kunstverlag erschienen, ist, erinnert sich an den Satz des Autors Dr. Claus Peter im Abschnitt über die Briloner Sonderbronzeglocken: „in Wadersloh ein a° mit nur 40 sec. Nachhall!“. In der Tat zeigen die 6 in der mittelschweren Rippe gegossenen Läuteglocken deutliche Mängel in Resonanz und der Geläutestimmungslinie. Immerhin bilden sie aber eines der schwersten und umfangreichsten Geläute dieses Materials, im Gesamtklang werden einzelne Mängel gut überdeckt. Prägend bei den Glocken 1,2,5 und 6 sind nahezu ganztonvertiefte Primen.
Bei der letzten Sanierung wurden die Glocken an neue Holzjoche gehängt und die beiden, bis dahin starr aufgehängten, Uhrglocken für das schwingende Läuten eingerichtet. Sie bereichern das Geläut zu hohen Feiertagen und schaffen es, trotz des mitklingenden Tritonus, nach ihren Möglichkeiten den etwas träge wirkenden Gesamtklang aufzuhellen. Im Rahmen dieser Maßnahmen wurden die großen, neogotischen Schallblenden verbrettert und das Geläut normgemäß intoniert - der nun warme und fülligere Klang lässt den einstigen „Schwung“ leider vermissen.
Geläutedaten:
1. Emmanuel
a° +4, 1860 mm, 3684 kg
2. Maria
c‘ +7, 1560 mm, 2205 kg
3. Margareta
d‘ =0, 1375 mm, 1530 kg
4. Joseph
e‘ +1, 1225 mm, 1112 kg
5. Ludger
g‘ +3, 1040 mm, 652 kg
6. Antonius
a‘ +1, 920 mm, 458 kg
7. Maria (Glocke von 1922, P&E)
c‘‘ +1, 780 mm, 260 kg
8. Augustinus
es‘‘ +1, 645 mm, 184 kg
Aufnahme: F.T., Pfingstmontag, 05.06.2017, als Sondervollgeläut zu einer Tauffeier aus südwestlicher Diagonale.
Fotos: F.T. und eigener Provenienz.
Herzlicher Dank gilt dem leitenden Pfarrer für die zuvorkommende Kommunikation und die Erlaubnis, alle Glocken zu einer Tauffeier zu läuten sowie dem Ehepaar Küsterin/Diakon für den netten Empfang und die Überlassung der Schalttafel an den Autor. Ebenso geht ein Dankeschön an die beiden Mitstreiter fürs Dabeisein und den schönen „Glockentag“.
Genutzte Quellen/Literatur:
Übernahme der Geläutedaten aus:
Wadersloh St. Margareta, Geläut und Läuteordnung, J. H. Stens, Köln (o. J.)
Eine detaillierte Klanganalyse und eine fachliche Einschätzung des Geläutes findet sich in:
Dr. Konrad Bund, Prof. Dr. Rüdiger Pfeiffer-Rupp, Jörg Poettgen, Jan Hendrik Stens (Hrsg.): Jahrbuch für Glockenkunde 23.-24. Band 2011/2012, Deutsches Glockenmuseum (ehemals "auf Burg Greifenstein") e. V. 2012, darin: Jan Hendrik Stens: Totgeglaubte leben länger - Denkmalwert von Ersatzstoffglocken, S. 460
Information zu Stuhl und Hängung der Glocken: frdl. Mitteilung durch J. H. Stens, Köln
Kurt Kramer (Hrsg.): Die deutschen Glockenlandschaften/Westfalen, bearbeitet von Dr. Claus Peter, MC und Begleitheft, Deutscher Kunstverlag München, 1989.
Dr. K. Bund + J. Poettgen (Hrsg.): Jahrbuch für Glockenkunde, 3.-4. Band 1991/92, Deutsches Glockenmuseum (ehemals „auf Burg Greifenstein“) e. V., 1992, darin: Dr. Gerd Best + Theo Halekotte: Die ehemalige Glockengießerei Albert Junker - vormals Heinrich Humpert - in Brilon/Westfalen 1918 - 1957, S. 31-70
Wikipedia-Artikel zu St. Margarata, Wadersloh, abgerufen 03.05.2019: de.wikipedia.o...)