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Regie: Ulrike Lykke Langer
Produktion: MDR 2019
Die "Generation Y" gilt als weltoffen, mobil, kommunikationsfreudig. Trotzdem fühlen sich viele junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren einsam. Wie kommt dieser vermeintliche Widerspruch zustande? Und welche Wege aus der Isolation gibt es? MDR KULTUR-Autorin Nora Große Harmann hat nachgeforscht, was genau Einsamkeit ist, wann sie krankt macht und ob "Kuschelsessions" helfen, emotionale Defizite auszugleichen.
"Mein Plan war nicht: Ich möchte allein bleiben, alleine leben, alleine reisen", sagt Nelly. Die 32-Jährige hat vor einigen Jahren ihr eigenes Yoga-Studio eröffnet. Nelly ist eine offene, herzliche, sympathische Frau - wer ihr zum ersten Mal begegnet, würde nicht auf die Idee kommen, dass sie sich einsam fühlt. Die Leipzigerin ist viel unterwegs, hat zahlreiche Hobbys, keinen Freund zwar, aber einen großen Freundeskreis. Und doch ist es genau dieses Gefühl, das sie immer wieder überkommt: das Gefühl, allein zu sein.
Erhöhte Einsamkeitswerte bei jungen Erwachsenen
Warum ist das so? Maike Luhmann ist Professorin für Psychologie an der Ruhr-Universität in Bochum - und eine der wenigen Wissenschaftlerinnen in Deutschland, die Einsamkeit erforscht. 2016 veröffentlichte sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Louise Hawkley eine der bisher wenigen großen Studien zum Thema. Dafür untersuchten sie Daten aus dem Sozioökonomischen Panel - einer Befragung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, an der jedes Jahr etwa 30.000 Personen in Deutschland teilnehmen.
Bisher, so Luhmann, sei diese Altersgruppe in der Forschung ignoriert worden.
Einsamkeit ist nicht nur ein deutsches Phänomen. Anfang 2018 rief Großbritannien ein Ministerium für Einsamkeit ins Leben. Die britische Premierministerin Theresa May begründete den Schritt mit der "traurigen Realität des modernen Lebens", die Millionen Menschen betreffe.
In Zeitungsartikeln, Hörfunkberichten und Talkshows diskutieren Journalisten, Politiker und Wissenschaftler seitdem zum Thema Einsamkeit, sprechen von einer individualisierten Gesellschaft, in der jeder so beschäftigt ist, dass keine Zeit mehr bleibt für soziale Kontakte. Von einer steigenden Zahl der Single-Haushalte ist die Rede und davon, dass längst nicht mehr nur alte Menschen von Einsamkeit betroffen sind.
Kuscheln gegen Einsamkeit
Doch warum fühlt sich die "Generation Y", junge Erwachsene zwischen 20 und 30 Jahren, einsam - trotz Datenflut und unzähligen Möglichkeiten, mit anderen zu kommunizieren? Dafür gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Für die Einen sind es Umzüge und ständiges Unterwegssein, was es schwierig macht, beständige Freundschaften aufzubauen. Für die Anderen sind es gerade Datenflut und soziale Netzwerke: Durch den Instagram-Filter das vermeintlich perfekte soziale Leben anderer zu sehen, verstärkt die eigene empfundene Einsamkeit.
Dabei ist Einsamkeit keine Krankheit, betont Psychologie-Professorin Luhmann. Aber: Einsamkeit könne zu Krankheiten, wie etwa Depressionen, führen. An dieser Stelle setzt das Angebot von Elisa Meyer an. Erst vor kurzem ist sie von Wien nach Leipzig gezogen, jetzt organisiert sie regelmäßig sogenannte Kuschelpartys, und bietet "Kuschelsessions" für Einzelpersonen an. Sie nennt sich "Kuscheltherapeutin" und sieht das Kuscheln als Präventivmaßnahme: "Beim Kuscheln wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, gleichzeitig wird das Stresshormon Cortisol gesenkt", erklärt sie.
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Eigentlich müsste Nelly glücklich sein. Sie ist sympathisch, sportlich, attraktiv. Vor zwei Jahren hat die Leipzigerin ihren Ingenieursjob in Hamburg an den Nagel gehängt, um sich ihren Lebenstraum zu erfüllen: ein eigenes Yoga-Studio. Doch Nelly ist oft eben nicht glücklich. Zum Beispiel, wenn sie nach einem langen Arbeitstag die Tür ihrer Zweizimmerwohnung aufschließt und feststellt: Es ist niemand da.
Einsamkeit wird mehr und mehr zum gesellschaftlichen Problem. In Großbritannien gibt es seit Beginn des Jahres ein Ministerium für Einsamkeit - Premierministerin Theresa May begründete diesen Schritt mit der "traurigen Realität des modernen Lebens".
Und es geht nicht mehr nur um die Älteren! Einsamkeit trifft zunehmend auch die "Generation Y" - junge Leute in den Zwanzigern und Dreißigern. Und es stellt sich die Frage, warum fühlen sich junge Erwachsene trotz der Vielfalt an Möglichkeiten Kontakte zu knüpfen, einsam? Was genau ist Einsamkeit und wann macht sie krank? Und wie versucht die "Generation Y", die Isolation gemeinsam zu überwinden?
Kann man gegen die Einsamkeit "twittern" und hilft ein "Kuschelkurs" wirklich, die emotionalen Defizite auszugleichen?