Soest - Die Sturmglocke der Propsteikirche St. Patrokli

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stahlglocke

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3 жыл бұрын

Das Geläut der ehem. Stiftskirche St. Patrokli in Soest ist bereits auf KZbin vertreten. In loser Folge sollen auf diesem Kanal ausgewählte Solo-/Teilgeläute vorgestellt werden, die der Verfasser 2003/04 mit Unterstützung des Domküsters zur Heiden im Turm anfertigen konnte. Die Aufnahmen wurden unterhalb der Glocken gemacht, sie bieten einen etwas sterilen Höreindruck, gewährleisten allerdings eine dynamische Ausgeglichenheit der Glocken, was bei Außenaufnahmen aufgrund der räumlichen Aufteilung des Geläutes schwer möglich ist.
Den Anfang macht die hochbedeutende Soester Sturmglocke.
Urkundlich erwähnt wird Soest zum ersten Mal 836 in der „Translatio St. Viti“, dem Bericht über die Überführung der Gebeine des hl. Vitus in die Abtei Corvey. Bereits um 780 wird die Gründung der Soester Petrikirche angenommen. Ein Kanonikerstift wird 954 durch den Kölner Erzbischof gegründet, 964 werden die Reliquien des hl. Patroklus aus seiner Heimat Troyes (F) nach Soest überführt, hier liegt auch die Gründung der heutigen Stiftskirche, im Normalfall, nicht zu Unrecht, als „Dom“ bezeichnet, begründet. Die Weihe der Kirche (in der dritten Bauphase) ist für den 5. Juli 1166 angenommen.
Soest entwickelte sich, an der alten Handels- und Heerstraße „Hellweg“ gelegen, zu einem bedeutenden Handelszentrum des Mittelalters. Um 1180 wurde die Befestigung durch den heute noch in Teilen vorhandenen Wall mit ehem. 30 Türmen und 10 Toren initiiert. Trotz der Bedeutung Soests gab es zu der Zeit kein eigenes Rathaus. Man behalf sich mit der sog. „Rumeney“, zwischen St. Patrokli und dem heutigen Rathaus gelegen, dem Haus der Fernhandelsgilde. Zu dieser Zeit wurde das in städtischem Besitz befindliche Westwerk von St. Patrokli zur heutigen Form ausgebaut. Mehrere Quellen gehen davon aus, dass der untere Teil neben der Ratsloge zur Mitfeier der Gottesdienste im vorderen Teil auch einen Ratssaal beherbergte, der dann später als Rüstkammer gedient hat. Das Westwerk war durch einen Laufgang mit der Rumeney verbunden. Erst 1230 wird ein eigenes Rathaus erwähnt. Rüstkammer kann der Raum im Westwerk erst geworden sein, als es um die Aufbewahrung leicht zu transportierender Waffen ging.
Wie der vor 1300 vollendete Turm waren auch die Glocken in städtischem Besitz, sie dienten kirchlichen und weltlichen Zwecken. Herausragend als „Stadtglocke“ ist die Sturmglocke, die von Magister Hermannus de Lemego im 13. Jh. gegossen wurde. Claus Peter bezeichnet sie in ihrer optischen Qualität zu Recht als eine der prächtigsten, erhaltenen romanischen Glocken. Im Vergleich zum Turm erscheint sie vielleicht recht klein, es ist aber zu bedenken, dass aus dieser Zeit, abgesehen von den Glocken Gloria und Clara des Paderborner Domes und der Glocken Paulus und Petrus des Domes zu Münster für Westfalen keine wesentlich größere Glocke überliefert ist. Ihre Inschrift, sorgfältig ausgeführt in romanischen Majuskeln, spricht für ihre Nutzung und ihren städtischen Wert (Wiedergabe lt. Peter):
+ O · CIVE · RITE · CV · PVLSOR · AD · ARMA · VENITE + OP · MAGISTRI · hMANNJ · DE · LEMEGO
Quelle 2 übersetzt: „O Bürger, kommt satzungsgemäß zu den Waffen, wenn ich angeschlagen werde“. „Satzungsgemäß“, dem „Ritus oder Recht“ gemäß, kann ein Hinweis auf das Soester Stadtrecht des 12. Jh. sein. Das Wort RITE könnte jedoch auch übersetzt werden mit „wenn ich in einer bestimmten Weise läute“ - ein Hinweis vielleicht auf die doppelte Nutzung der Glocken durch Stadt und Stift, belegt in einer Läuteordnung der Kirche von 1487.
Die Sturmglocke, mit ~2100 kg und 1385 mm Durchmesser, entlässt einen sehr klaren aber auch archaischen Klang, ihr Schlagton ist ein f‘ -4. Ein wahrhaft prächtiges Instrument.
Bei den Geläuterweiterungen 1931 und 1954 wurde die Glocke integriert und dürfte, ungeachtet ihres Alters, (zu) häufig erklungen sein. 1952 sprang die Glocke und wurde in der Firma Witte in Leverkusen-Schlebusch geschweißt. 2018 sprang sie erneut, die fällige Restaurierung steht bevor. Hoffen wir auf ein gutes Gelingen!
Aufnahme: 23.07.2003
Alle Fotos eigener Provenienz.
Verwendete Quellen/Literatur:
1. Dr. Claus Peter: Die romanischen Glocken von St. Patroklus in Soest, Soester Zeitschrift, Heft 85, Verein für Geschichte und Heimatpflege Soest, 1973.
2. Propst W. Dornschneider (Hrsg.): St. Patrokli in Soest, 1000jähriges Münster am Hellweg - Geschichte der Glocken, zusammengestellt und bearbeitet von Karl Josef zur Heiden, Hans-Herbert Mönnig Verlag, Iserlohn, 1998
3. H. Schwartz: Soest in seinen Denkmälern, II. Band, Westfälische Verlagsbuchhandlung Mocker & Jahn, Soest, 1956.
4. H. Rothert: Das Westwerk von St. Patrokli in Soest, ein Beitrag zur Frühgeschichte des deutschen Rathauses und zugleich eine Gabe zur Tausendjahrfeier des Patroklimünsters. Aus: Westfälische Zeitschrift - Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde 103/104, 1954, abgerufen am 01.03.21 unter: www.lwl.org/westfaelische-ges...

Пікірлер: 8
@stahlglocke
@stahlglocke 3 жыл бұрын
Anmerkung zur Inschrift: Die formal, bis auf zwei verrutschte Buchstaben im Wort „PVLSOR“ sehr schön gearbeitete Majuskelinschrift zeigt, ebenfalls sehr deutlich ausgeführt, 3 sog. „Abbreviaturen“, also Kürzungszeichen. Diese Zeichen gehen zurück auf die sog. „Sigel“, derer wir uns heute noch z. B. (
@bellspotter
@bellspotter 3 жыл бұрын
Ein Video, welches der Bedeutung der Glocke gerecht wird! Sie setzt dem sowieso schon höchst wertvollen Soester Domgeläut nochmal die Krone auf. Hoffen wir für sie und ihre Schweißung das Beste...!
@jkoch1385
@jkoch1385 3 жыл бұрын
Ein für diese Zeit sehr schönes Stück. Hoffentlich gelingt die Reparatur.
@ArteCampanologia
@ArteCampanologia 3 жыл бұрын
I know actually this bell is broken!! Are been done some progress for any reparation?
@stahlglocke
@stahlglocke 3 жыл бұрын
The bell should be welded this year.
@mathisbernardin5404
@mathisbernardin5404 3 жыл бұрын
Wurde die Sturmglocke repariert?
@stahlglocke
@stahlglocke 3 жыл бұрын
Nein, noch nicht.
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