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Es erklingen die historischen Glocken von St.Katharinen in Misselwarden im Land Wursten.
In ihren Ursprüngen entstammt die Misselwarder Kirche dem 13.Jahrhundert. Das heutige Kirchenschiff entstand wohl um 1350 auf den Fundamenten des Vorgängerbaus. Um das Jahr 1500 wurde der Chor vermutlich umgebaut. Davon zeugen noch zwei kleine Spitzbogenfenster an der Ostseite. Bis zum Jahre 1603 besaß die Kirche wohl einen abseits stehenden hölzernen Turm, der in diesem Jahr durch einen Nachfolger aus Stein ersetzt wurde. Diesen baute man zwischenzeitlich wohl auch um, denn ein Gemälde aus dem 18.Jahrhundert zeigt den Turm mit Staffelgiebeln, welche heute nicht mehr vorhanden sind. Seitdem präsentiert sich die Katharinenkirche in ihrer heutigen Gestalt. Von der historischen Innenausstattung sind noch einige Stücke erhalten geblieben. Dazu zählt zum Beispiel das gotische Taufbecken des Bremer Erzgießers Heinricus aus der Zeit um 1420, welcher im Umland auch einige Glocken goss. 1630 schnitzte der bekannte Tischer Michael Ringkmacher die noch heute vorhandene Kanzel, deren Schalldeckel 1671 durch Jürgen Heidtmann aus Otterndorf gefertigt wurde, der im selben Jahr auch den Hochaltar schuf. Weitere Sehenswürdigkeiten sind der alte Wandschrank aus dem 16.Jahrhundert sowie ein Chorstuhl aus der Zeit der Spätrenaissance, eine spätgotische Kreuzigungsgruppe sowie diverse mittelalterliche Wandmalereien. Die einmanualige Orgel ist im Jahre 1953 durch Paul Ott aus Göttingen erbaut worden. Das Instrument besitzt insgesamt 10 Register, wobei das Pedal nur angehängt ist.
Im Turm hängen seit 1693 zwei Glocken. Die größere der beiden, die prächtig verzierte Gloriosa, ist 1459 durch den Bremer Glockengießer Ghert Klinghe gegossen worden. Um diese Glocke ranken sich seit Alters her viele Sagen und Legenden. So soll der Glockengießer damals, als der Lehrling in dessen Abwesenheit die Glocke umgeformt haben soll, denselben erstochen und anschließend den Freitod gewählt haben. Eine andere Legende ist sogar an der Glocke selber nachweisbar. Über Jahrhunderte hinweg, selbst bis in die Nachkriegszeit, wurden der Gloriosa Heilkräfte zugesprochen. Deshalb feilten die Leute Teile der Glocke an der Schärfe ab. Die Spuren sind noch bis heute sichtbar. 1693 schließlich schuf der Glückstädter Glockengießer Johann Lehmeyer eine zweite Glocke, um, so der Inschrift zufolge, künftig die Gloriosa zu schonen. Zwischen 1837 und 1838 wurde der Glockenstuhl neu aufgebaut und auch die beiden Glocken erhielten in der Zeit neue Holzjoche, die jedoch schon um 1960 wieder entfernt wurden, als das Geläut elektrifiziert wurde. Somit besitzt die Misselwarder Katharinenkirche ein äußerst wertvolles historisches Glockenduett, welches seinesgleichen im gesamten Umland vergeblich sucht. Die große Gloriosa ist die wohl größte mittelalterliche Glocke im Gebiet zwischen Elbe und Weser und eine der größten erhaltenen Glocken von Ghert Klinghe.
Gloriosa, Schlagton c'-1, Gewicht ca. 2.750 kg, Durchmesser 1639 mm, gegossen im Jahre 1459 von Ghert Klinghe.
Kinderglocke, Schlagton g'+5, Gewicht ca. 460 kg, Durchmesser 946 mm, gegossen im Jahre 1693 von Johann Lehmeyer.
Ein herzliches Dankeschön für die Ermöglichung der Aufnahme sowie für das Sonderläuten geht an Herrn Meyer!